Es lebe der Zentralfriedhof und alle seine Toten ...

Friedhofskirche am Zentralfriedhof zum Hl. Borromäus
Friedhofskirche zum Hl. Borromäus

Geschichten und Geschichtliches gegen das Vergessen

"Tot ist nur, wer vergessen ist" (Immanuel Kant) 

Der Wiener Zentralfriedhof ist wohl jedem Wiener und jeder Wienerin ein Begriff. Aber die meisten wissen nichts bis wenig über die Geschichte dieses Friedhofs.  Auch Du gehörst du dieser Gruppe? Das kannst Du jetzt hier ändern. Ich erzähle dir gerne einiges Wissenswerte über die Entstehung dieses Ortes. Ich selbst war unzählige Male am Friedhof, bis ich begann, mich für die Geschichte dieses Ortes und auch für seine "Bewohner" zu interessieren. Immer tiefer zog mich die Materie in ihren Bann. Heute bin ich ein großer Fan des Friedhofs und versuche meine Begeisterung auch an andere weiterzugeben.

13 Lawinenopfer am Sonnblick - 21.03.1928

Ausgangssituation

In den 1920er Jahren wurden die ersten Schischulen in Österreich gegründet. Das Schifahren wurde langsam, vor allem bei der Jugend, sehr beliebt. Mit "Schifahren" waren damals aber immer Schitouren gemeint. Es gab nämlich noch keine Schilifte. Man musste den Berg also hochsteigen, um dann abfahren zu können. 

Lawinenopfer am Sonnblick 1928

Am Samstag, den 17. März 1928 machten sich nachmittags 13 junge Männer und 2 junge Frauen aus Wien mit der Bahn auf den Weg in ihren Schiurlaub im Sonnblickgebiet. Hier wollten sie ihren 8tägigen Winterurlaub verbringen. Alle Teilnehmer der Gruppe waren Mitglieder des „Wiener Arbeiterturnvereines, Gruppe VII“ und der „Naturfreunde“. Sie waren zwischen 25 und 29 Jahre alt und geübte Schifahrer. Zur Gruppe gehörten: Wilhelm Gärtner, Hans Hampl, Fritz Illeschko, die Brüder Franz und Hans Jakubetz, Franz Janku, Felix Magerer, Rudolf Mestan, Karl Schneller, Josef Serry, Willibald Straßer, Johann Wimmer und seine Braut, die Turnerin Mitzi Janda, Anton Zettler und seine Braut, die Schwimmerin Anna Nürnberger.

 

Am Sonntag bezogen sie im neu renovierten Naturfreundehaus in Kolm-Saigurn ihre Unterkunft. Zur gleichen Zeit hielten sich in der Hütte noch ca. 23 weitere Personen auf. Von hier aus wollten die jungen Leute in den nächsten 8 Tagen ihre Schitouren unternehmen. Für ihre geplanten Aktivitäten waren sie bestens ausgerüstet. Wobei natürlich bedacht werden muss, dass der damalige Standard nicht mit heute verglichen werden kann. Lawinensonden, -piepser und Ähnliches gehörten damals noch nicht zur Ausrüstung von Schitourengehern. In ihrem Quartier trafen sie 3 Mitglieder des Liesinger Arbeiterturnvereins, die fast die gleiche Tour geplant hatten. Es waren dies die Brüder Rudolf und Josef Fischer, sowie Leopold Reyons

 

Am Montag unternahm die Gruppe bei wunderschönem Winterwetter eine Trainingstour auf die Bockhartscharte. Der 25jährige Rudolf Mestan, der die Gruppe anführte, zog sich dabei eine leichte Verletzung am Knie zu. 

Sonnblick mit Zittelhaus

Am Dienstag, den 20. März brachen die 13 jungen Männer der Gruppe zum Aufstieg auf den Sonnblick auf. Die zwei Mädchen blieben in der Unterkunft zurück, da man meinte, dass die Tour für sie zu anstrengend werden würde. Die Gruppe wollte im Zittelhaus nächtigen und von dort ihre Tour über die Hohe Riffl auf den Hocharn fortsetzen. Der Aufstieg auf den Sonnblick erfolgte bei herrlichem Wetter. Es hatte Föhn eingesetzt. Teilweise war es so warm, dass sich einige der Schifahrer sogar ihre Oberbekleidung auszogen. Die Gruppe erreichte planmäßig ihr Etappenziel. Hier trafen sie auch wieder auf die 3 Schifahrer des Liesinger Turnvereins. Im Zittelhaus befand sich auch eine Wetterstation. Der Wetterwart informierte sie darüber, dass am nächsten Tag mit Föhnsturm gerechnet werden müsse. Er riet ihnen zur Rückkehr ins Tal. Auf Grund der geänderten Bedingungen beschlossen die Wintersportler nach kurzer Beratung gemeinsam ihre Tour abzubrechen. Sie nächtigten in der Hütte und wollten gleich am nächsten Morgen den Rückweg ins Tal antreten. Das schlechte Wetter setzte allerdings bereits in der Nacht ein. Außerdem war es extrem kalt geworden. Es hatte ca. 20 Grad unter Null und starker Sturm und Nebel beeinträchtigten die Sicht. Bei einer kurzen Beratung überlegten sie noch, ob sie mit der Abfahrt warten sollten. Doch auch der Wetterwart riet ihnen davon ab. So machten sie sich um ca. 9:30 Uhr bei extremen Wetterbedingungen auf den Weg. Leopold Reyons, die Brüder Josef und Rudolf Fischer und ein weiterer Tourengeher - der Wiener Hans Spalek, der weder einem Turnverein, noch den Naturfreunden angehörte, schlossen sich der Gruppe an. 

 

Das Unglück

Den ersten Teil der Strecke gingen sie zu Fuß, weil eine Abfahrt mit den Schiern zu gefährlich gewesen wäre. Erst beim „Aufzug“, dem Überrest eines alten Goldbergbaues, schnallten sie ihre Schier an und fuhren Richtung Kolm-Saigurn ab. Dabei hielten sie aus Sicherheitsgründen jeweils ca. 10 Meter Abstand und blieben immer wieder stehen um sich zu sammeln. So wurde sichergestellt, dass niemand zurückblieb. Das machten sie etwa 20 mal. Je weiter sie sich dem Tal näherten, desto schlechter wurden die Sichtverhältnisse. Ungefähr zur Mittagszeit sammelten sie sich das letzte Mal beim Radhaus. Dort beginnt der Abstieg in den sogenannten Maschinengraben. Hier verläuft der Abfluss eines Gletschers (Goldbergkees). Die extrem steile Talmulde war zu diesem Zeitpunkt vollkommen vereist und von Windharsch und ca. 30 cm Neuschnee bedeckt. Eine Durchquerung auf Schiern wäre nicht möglich gewesen. Sie schnallten ihre Schier daher ab und trugen sie auf den Schultern. An der Spitze des Zuges marschierte Wilhelm Gärtner. Ihm folgte einer der beiden Fischer-Brüder und dahinter gingen Hampel und Straßer, gefolgt von Reyons. Danach kamen alle anderen. 

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