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Dr. Ludwig Ritter von Köchel (1800 - 1877)

der Verfasser des Köchel-Verzeichnisses

Dr. Ludwig Ritter von Köchel, Verfasser des Köchelverzeichnisses

Jugend

Ludwig Alois Friedrich Köchel wurde am 14.01.1800 in Stein an der Donau geboren. Sein Vater war Gutsverwalter des Bistums Passau in Stein/Donau. Schon sein Großvater hatte dieses Amt inne gehabt, bevor er Bürgermeister in Krems-Stein wurde. Ludwig absolvierte in Krems das Piaristengymnasium. 1816 übersiedelte er nach Wien, wo er 1827 zum Doktor der Rechte promovierte. Während dieser Zeit starben seine Eltern (sein Vater 1820, seine Mutter 1824) und seine drei Geschwister, sodass er ganz auf sich gestellt war. 

 

 Pädagoge

Noch während seines Studiums nahm Ludwig Köchel 1823 eine Stelle als Lehrer im Hause des Oberregent Wittmann an. 1826 bekam er beim Grafen Philipp von Grünne eine ähnliche Anstellung. Der Graf war Obersthofmeister beim Erzherzog Karl. Köchel zog die Aufmerksamkeit des Erzherzogs auf sich und in Folge vertraute ihm dieser die Erziehung seiner vier Söhne, der Erzherzöge Albrecht, Karl Ferdinand, Friedrich und Wilhelm an. Dieses Amt übte er gemeinsam mit seinem Freund Dr. Franz Scharschmid von Adlertreu 15 Jahre lang aus. Der Unterricht fand im erzherzöglichen Stadtpalais - der heutigen Albertina - statt.  

 

Wappen von Ludwig von Köchel

Erhebung in den Adelsstand

Seine Arbeit im Hause des Erzherzogs wurde 1832 bereits mit dem Titel "kaiserlicher Rath" honoriert. Als die Söhne von Erzherzog Karl aus dem Gröbsten heraus waren, wurde Ludwig Köchel 1842 aus dem Dienst entlassen und gleichzeitig mit dem Ritterkreuz des Leopoldordens ausgezeichnet und  in den erblichen Ritterstand erhoben.  

 

Der Weltreisende

Gleich nach seiner Pensionierung 1842 begleitete Köchel seinen ehemaligen Schüler Erzherzog Friedrich auf einer Reise nach Algier, Portugal, England und Schottland. 1853 führte ihn sein Forscherdrang über Berlin und Stettin nach Sankt Petersburg, Moskau, Kopenhagen, Christiania bis zum Nordkap. Bis zu seinem Tod unternahm er zu Forschungszwecken zahlreiche Reisen in diverse Länder.  

 

Wohnorte

Mit Dr. Franz Scharschmid von Adlertreu (1800 - 1887) und dessen Frau verband Köchel eine lebenslange Freundschaft. Köchel selbst blieb zeitlebens unverheiratet. 1848 folgte er von Scharschmid nach Teschen, wo  dieser als Landesgerichtspräsident und Landeshauptmann eingesetzt war. Köchel zog mit den Scharschmids auch nach Salzburg, wo er bis 1863 wohnte. Hier war Köchel von 1850 - 1852 als provisorischer Schulrat tätig. Das Amt legte er aufgrund von Auffassungsunterschieden nieder. Schließlich kehrte er wieder gemeinsam mit den Scharschmids nach Wien zurück, wo ihm Erzherzog Albrecht ab 1867 in seinem Palais (Hanuschgasse 3) eine Wohnung zur Verfügung stellte. Dort lebte Köchel bis zu seinem Tod 1877.

  

Botaniker und Mineraloge 

Köchel besuchte Vorlesungen des berühmten  Mineralogen Prof. Friedrich Mohs. Dieser inspirierte ihn auch zu seinen Sammlungen. Als ein Ergebnis dieser Beschäftigung brachte er 1859 das Buch „Die Mineralien des Herzogthumes Salzburg" heraus. Köchel betrieb botanische und mineralogische Studien in Nordafrika, der iberischen Halbinsel, den britischen Inseln, am Nordkap und in Russland. Seine Sammlungen beeindruckten die heimischen Fachkreise. Einen Großteil seiner Mineraliensammlung vermachte er dem Piaristengymnasium Krems, wo sie auch heute noch zu Unterrichtszwecken verwendet werden. Hier wurde ihm zu Ehren auch ein eigener "Köchel-Trakt" gewidmet. Als Botaniker hat er auch mehrere Pflanzen neu entdeckt und benannt. Anlässlich des 100. Geburtstags des Salzburger Verwaltungsbeamten und Naturforschers Karl Maria Ehrenbert Freiherr von Moll verfasste Köchel eine biographische Arbeit über ihn. Eine interessante Sache, waren sich die beiden Männer doch sehr ähnlich. 

 

Köchel und Mozart 

Köchel musizierte und komponierte nicht nur selbst, sondern er beschäftigte sich auch eingehend mit Mozart. Schließlich sammelte und nummerierte er alle Werke Mozarts und brachte 1862 das „Chronologisch-thematisches Verzeichnis sämtlicher Tonwerke W.A. Mozarts” heraus. Heute ist es als "Köchelverzeichnis" international bekannt. Immer wenn Mozart-Werke gespielt werden, werden sie nach der Nummerierung des Köchelverzeichnis benannt. Köchel hat auch über die Werke des Komponisten Johann Joseph Fux  ein ähnliches Werkverzeichnis geschaffen. Weiters hat er unbekannte Briefe Mozarts aufgefunden und veröffentlicht und noch andere musikgeschichtlichen Themen aufgegriffen. Bis über den Tod hinaus trat er als großzügiger Gönner für diverse Stiftungen und Institutionen auf.   

 

ehrenhalber gewidmetes Grab Ludwig v. Köchels am Zentralfriedhof

Grab 

Köchel starb am 3. Juni 1877, nachdem er sich auf seiner letzten Reise nach Italien und Sizilien ein Leiden zugezogen hatte, dass er anfangs nicht beachtete. Seine letzte Ruhestätte fand er am Zentralfriedhof (Gruppe 16A, Reihe 7, Nr. 23), im Grab in dem auch sein Bruder Friedrich bestattet liegt. Das Grab wurde von der Gemeinde Wien als "ehrenhalber gewidmet" in Pflege übernommen.  Die Inschrift am Grabstein lautet: "Mein lieber Bruder Fritz. Mit dir bis zum Grabe treu, dein Bruder Ludwig Ritter von Köchel, geboren am 14. Jänner 1800, gestorben am 2. Juni 1877".

 

1912 wurde im 13. Wr. Gemeindebezirk die Köchelgasse nach Ludwig Ritter v. Köchel benannt. 


Ein herzliches Dankeschön an die Friedhofsverwaltung des Zentralfriedhofs, die meiner Bitte, den völlig verblassten Schriftzug neu zu vergolden, rasch nachgekommen ist. Jetzt kann man die Inschrift wieder gut lesen. 


Bildquellen:

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Kommentare: 2
  • #1

    Gabi Steindl (Donnerstag, 15 April 2021 08:32)

    Danke für einen weiteren, sehr interessanten Beitrag. ��

  • #2

    Susi (Donnerstag, 22 April 2021 14:31)

    Endlich ein Blog bei dem es nicht um shopping, Make-Up oder Schönheits-Op's geht, sondern um Geschichte. Bei meinem nächsten Spaziergang am Zentralfriedhof werde ich die genannten Gräber besuchen. Freue mich schon auf den nächsten Beitrag und melde mich gleich zum Newsletter an.