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DDr. Eugen Megerle von Mühlfeld (1810 - 1868)

Unehelicher Sohn Napoleon Bonapartes

DDr. Eugen Megerle von Mühlfeld

die leiblichen Eltern

Es gibt zwar keine dokumentierten Beweise, aber Eugen soll das uneheliche Kind von Napoleon Bonaparte, (er starb vor 200 Jahren am 5.5.1821) und seiner Geliebten Emilie Kraus gewesen sein. Emilie stammte aus ärmlichen Verhältnissen aus Slowenien. 1795 nahm Philipp Mainoni, ein Offizier und späterer k.k. Hofrat, das 10-jährige Mädchen in Wien als Ziehtochter auf. Er  versprach den Eltern für sie zu sorgen und ihr eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Als 1805 Napoleon in Wien einmarschierte soll ihm die außerordentlich hübsche Emilie Kraus aufgefallen sein.  Bei einem Empfang im Schloss Schönbrunn bahnte sich zwischen den beiden eine leidenschaftliche Affäre an.  Angeblich begleitete Emilie Napoleon auch jahrelang als Bursche verkleidet bei seinen Feldzügen.  Napoleon hatte in Wien allerdings eine weitere Geliebte – die junge, attraktive und verheiratete Maria Gräfin Walewska aus Polen.  Zum Zeitpunkt als Napoleon 1810 die Erzherzogin Maria Luise (Tochter von Kaiser Franz I.) heiratete, waren seine beiden Geliebten hochschwanger.  Emilie brachte ihren Sohn am 3. Mai 1810 zur Welt. Die Gräfin Walewska gebar nur einen Tag später einen Sohn. Napoleon beendete das Ganze großzügig. Er zeichnete Mainoni mit dem Offizierskreuz der Ehrenlegion aus und übergab ihm treuhändig eine hohe Geldsumme für Emilie.  Diese wurde zur  „Baronin von Wolfsberg“ geadelt. Ihr Sohn kam  über Vermittlung Mainonis an das kinderlose Ehepaar Mühlfeld nach Wien. 

 

die Hundsgräfin

Emilie Baronin von Wolfsberg, heiratete 1817 den Wiener Advokaten Dr. Johann Michael Schönauer, ließ sich aber 1820 wieder scheiden. Nach Jahren in Bregenz zog sie nach Salzburg-Gnigl, wo sie nach dem Tod ihres Lebensgefährten mit vielen Hunden, Katzen, Vögeln und anderen Tieren zusammen lebte. Das brachte ihr den Spitznamen "Hundsgräfin" ein. 

Gedenktafel an die Hundsgräfin am Friedhof Salzburg-Gnigl

Nachdem Mainoni das gesamte Vermögen seiner Ziehtochter durchgebracht hatte, verübte er 1832 Selbstmord. Emilie verarmte und lebte verwahrlost in Gnigl. Sie soll auch am österreichischen Kaiserhof um eine Gnadenpension gebettelt und auch Geld erhalten haben.  Schließlich wurde sie wegen „Verschwendung“ unter Kuratel gestellt und ihr Hof und sonstiges Vermögen wurden versteigert. Die ehemalige Geliebte Napoleons zog in das nahe gelegene Fischerhäuschen und starb am 15. April 1845 in Gnigl. Auf dem Friedhof in Salzburg-Gnigl erinnert noch eine Gedenktafel an der Friedhofsmauer an die Hundsgräfin: "Zur Erinnerung an die Hundsgräfin Emilie Freiin von Wolfsberg, geb. Kraus, die langjährige Begleiterin Napoleon I. auf allen Feldzügen und seine treue Begleiterin bis zu seinem Sturze. Wer frei von Schuld und Fehler, der werfe den ersten Stein nach ihr."

 

die Adoptivfamilie 

Eugen Mühlfeld wuchs also in Wien als Kind von Johann Georg Megerle von Mühlfeld (1780-1831) und dessen Frau Katharina auf.  Johann Georg Megerle war ursprünglich Botaniker, Entomologe und Mineraloge und als solcher im Mineralienkabinett (das spätere Naturhistorische Museum) tätig. Neben botanischen Arbeiten, insbesondere zu Färbepflanzen, veröffentlichte er auch juristisch-statistische Verzeichnisse. 1831 wurde er mit nur 51 Jahren eines der ersten Cholera-Todesopfer in Wien. Die Familie Megerle war seit vielen Jahren mit dem Mineralienkabinett eng verbunden. Schon der Vater von Johann Georg war stellvertretender Leiter der kaiserlichen Naturaliensammlung. Nach 45 Dienstjahren wurde er dafür in den Adelsstand gehoben. Auch Johann Karl (1765-1840), der Bruder von Johann Georg, war dort tätig und tat sich 1809 besonders hervor, indem er nach dem Einmarsch der französischen Truppen die wertvollen Exponate aus der Schatzkammer und dem Archiv in Sicherheit brachte. Dafür wurde er zum „Kaiserlichen Rat“ befördert.  Er war Naturforscher und besaß bedeutende private naturwissenschaftlichen Sammlungen, die zu den Sehenswürdigkeiten Wiens zählten. Er war auch ein bekannter Münzsammler, betätigte sich als Fachschriftsteller und initiierte Aufführungen in einem privaten Liebhabertheater in der Gentzgasse.

 

DDr. Eugen Megerle von Mühlfeld

Karriere und Leistungen

Eugen studierte an der Uni Wien Philosophie und Jus. Er wurde zu einem der erfolgreichsten und angesehensten Rechtsanwälte Wiens.  Seine Kanzlei hatte er in der Dorotheergasse. Ab 1848 war er Wiener Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung. Er war Mitglied des Verfassungsausschusses und plädierte unter anderem für ein Bündnis der österreichischen Monarchie mit einem geeinten Deutschland. Eugen gründete die Rechtsanwaltskammer, deren erster Präsident er bis 1855 war. Überdies war er Dekan der juristischen Fakultät an der Uni Wien und damit zuständig für die Ernennung der Anwälte. 1861 wurde er in den NÖ Landtag gewählt und von diesem in den Reichsrat entsandt. Dort hatte er wegen seiner Ähnlichkeit zu Bonaparte den Spitznamen "Napoleonide".  Er setzte sich für die Abschaffung der Todesstrafe, für die Wieder-einrichtung der  Schwurgerichte und für das Briefgeheimnis ein. Er machte sich auch stark für die Zurückdrängung des großen Einflusses der Kirche im alltäglichen Leben. Auf seine Initiative wurden 1868 die sogenannten „Maigesetze“ erlassen. Damit wurden unter anderem weltliche Gerichte für die Ehegerichtsbarkeit zuständig, erstmals eine Zivilehe möglich, das Unterrichts- und Erziehungswesen wurden unter die Leitung des Staates gestellt und jeder Staatsbürger durfte ab dem 14. Lebensjahr sein Religionsbekenntnis frei wählen. Neben vielen Auszeichnungen wurde er u.a. zum Ehrenmitglied des Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia (ältester Presseclub der Welt mit dem Ziel hilfsbedürftige Mitglieder zu unterstützen).

 

Privates

Eugen war verheiratet mit Anna Amalia Codelli von Fahenfeld, mit der er zwei Kinder hatte. Eugen war allerdings seinem leiblichen Vater nicht nur im Aussehen ähnlich, sondern auch in seiner Vorliebe für Frauen.  Als er seinen Job in Frankfurt beendete, brachte er kurzerhand eine seiner Geliebten (Johanna von der Goog), sowie die drei gemeinsamen Kinder, mit nach Wien. Die Sorgepflicht um die beiden Familien führte ihn ständig an den Rand des Bankrotts. Und das obwohl er ein äußerst gut verdienender Jurist war. Einer seiner Freunde charakterisierte ihn mit folgenden Worten: "Im Leben kein Pedant, im Lieben Feuerbrand, im Denken ein Gigant, im Reden ein Foliant!"

 

Ehrengrab am Zentralfriedhof DDr. Eugen Megerle von Mühlfeld

 früher Tod

Eugens Augenlicht war ab 1850 so geschwächt, dass er sich seine Akten nur mehr vorlesen lassen konnte. Am 24.05.1868 starb er in Hietzing an einer Herzerkrankung.  Bestattet wurde er am Währinger Ortsfriedshof. An seinem Begräbnis sollen angeblich 200.000 Wiener teilgenommen haben. Am 27.10.1887 erfolgte seine Überführung auf den Zentralfriedhof und seine zweite Beisetzung in einem Ehrengrab (Gruppe 32A /2). Die Büste am Grabmal stammt vom österreichischen Bildhauer Vinzenz Pilz

 

Die Mühlfeldgasse im 2. Wr. Gemeindebezirk wurde nach Eugen Megerle von Mühlfeld und nach seinem Onkel Johann Karl Megerle von Mühlfeld benannt. 

 

Nebenbei bemerkt

Sein Halbbruder, der Sohn der Gräfin Walewska, Alexandre Florian Joseph Graf Colonna-Walewski, machte ebenfalls Karriere. Er war Journalist, Schriftsteller und Außenminister Frankreichs. Auch er starb wie Eugen im Jahr 1868. Anders als bei Eugen, wurde dessen Verwandtschaft mit Napoleon genetisch nachgewiesen.  


Bildquellen:

  • 1. Portrait Eugen Megerle von Mühlfeld: Wikidata
  • 2. Portrait Eugen Megerle von Mühlfeld: Wikidata
  • Gedenktafel an die Hündsgräfin: Rainerregiment
  • Grabmal: Karin Kiradi

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Kommentare: 3
  • #1

    Ingrid (Freitag, 07 Mai 2021 08:40)

    Wieder einmal sehr interessante und lehrreiche Biografien, danke Karin!�

  • #2

    Kerstin (Samstag, 08 Mai 2021 08:22)

    Vielen Dank für diese wirklich interessante Biographie! Was für Geschichten sich hinter so einer Steintafel verstecken. Faszinierend!

  • #3

    Gabi Steindl (Dienstag, 11 Mai 2021 20:20)

    Danke Karin. Wieder eine total interessante Lektüre.
    Ich stelle auch wieder fest wie „prüde“ wir eigentlich leben und lieben. �