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Paula Preradovic (Molden) (1887-1951) und Familie

Die Texterin der Bundeshymne

Paula Preradovic

Den Text der österreichischen Bundeshymne kennt wohl jeder. Aber die wenigsten wissen von wem er stammt. Paula von Preradovic, verheiratete Molden, hat ihn geschrieben. 

 

Paula (1887 - 1951) war lyrisch vorbelastet

Paula wurde am 12. Oktober 1887 in Wien geboren, verbrachte ihre frühe Kindheit in Pula (Istrien), wo ihr Vater im dortigen Haupthafen der Kriegsmarine als k.k. Marineoffizier stationiert war. Ab 1900 besuchte sie das Institut der Englischen Fräulein in St. Pölten. Diese Zeit dürfte ihren Glauben stark geprägt haben. Ihr Großvater war der kroatische Nationaldichter und k.k. Offizier Petar Preradovic. Dieser wurde von Ferdinand II 1864 für seine militärischen Verdienste geadelt. Petar Preradovic ist auch heute noch in Kroatien sehr populär. Sein Werk "Putnik" (=Reisender) kennt dort jedes Kind.  Es ist also nicht verwunderlich, dass sich Paula schon sehr früh für Lyrik und Literatur interessierte.  Sie verfasste in den späten 1920er Jahren mehrere Gedichtbände, zunächst über die Schönheit der Heimat. In ihrem letzten Gedichtband widmete sie sich der Zeitgeschichte. Ab den späten 1930er Jahren entstanden auch Prosawerke und ihr einziger und erfolgreicher Roman "Pave und Pero". 

 

Ehe mit Ernst Molden(1886-1953) 

Ernst Molden

1916 heiratete sie den Journalisten, Historiker und Diplomaten Ernst Molden. Ihr zuliebe trat der Protestant zum Katholizismus über. Er hatte bereits einige Bücher veröffentlicht, wie z.B. "Radetzky" oder "Ein Österreichischer Kanzler: Metternich". Das Paar lebte zeitweilig in Kopenhagen und Den Haag, wo Ernst als Presseattaché engagiert war. Ab 1920 hatten sie ihren Wohnsitz mit den beiden Söhnen Otto und Fritz wieder dauerhaft in Wien. Ihre Wohnung im 19. Bezirk in der Osterleitengasse 7 war bis zum 2. Weltkrieg der Treffpunkt vieler Persönlichkeiten. Eine Gedenktafel am Haus erinnert daran. Ernst wurde Redakteur der Neuen Freien Presse und schließlich stellvertretender Chefredakteur. Als Gegner des Nationalsozialismus wurde er allerdings 1938 entlassen. Nach 1945 gründete er die Tageszeitung "Die Presse". Bis 1953 war er ihr Herausgeber und Chefredakteur. 

   

 2.Weltkrieg

Paula Preradovic-Molden

Im Zweiten Weltkrieg haben sich Paula, ihr Mann und die beiden Söhne im Widerstand gegen den Nationalsozialismus betätigt. Mehrmals wurden sie von der Gestapo verhaftet. Gegen Ernst verhängte man ein "Ostmark-Verbot". Jahrelang versteckte er sich in Holland. Zurück in Wien wurde er gemeinsam mit seiner Frau abermals inhaftiert. Dem sicheren Tod in Mauthausen entgingen sie nur, weil in ihrem Gefängnis Typhus ausbrach. Um die Herren der SS nicht anzustecken, nahm man sie auf den Todesmarsch nach Mauthausen nicht mit. In ihrer "Wiener Chronik 1945" schilderte Paula die letzten Kriegstage eindrucksvoll aus ihrer persönlichen Perspektive. 

 

Die Bundeshymne

Der Text der österreichischen Bundeshymne geht auf einen Wettbewerb im Jahr 1946 zurück. Es wurden zwar viele Textvarianten eingeschickt, aber keiner der Vorschläge fand Anklang. Deshalb bat man einige SchriftstellerInnen Texte einzureichen. Preradovics Gedicht "Land der Berge, Land am Strome" ging schließlich als Sieger hervor und wurde am 25.2.1947 zum Text der Hymne ernannt. Die Melodie schrieb man lange Wolfgang Amadeus Mozart zu. Neueren Erkenntnissen zu Folge dürfte sie jedoch von Johann Baptist Holzer stammen.   

 

Der Sohn Otto  Molden (1918-2002)

Otto Molden

Otto Moldens Studium  nahm durch den "Anschluss" ein jähes Ende.  Im Zweiten Weltkrieg war er als Schütze in Frankreich und der Sowjetunion eingesetzt. Als Soldat hatte er schon früh Kontakte zum Widerstand und gehörte wie sein Bruder der Gruppe O5 an führender Position an. Beide hatten während des Krieges Verbindungen zum US-Geheimdienst OSS, der einen Sitz in der Schweiz hatte. Nach Kriegsende nahm Otto das Studium der Geschichte und der Staatswissenschaft wieder auf. Noch als Student gründete er im Sommer 1945 mit Simon Moser das "Europäische Forum Alpbach". Ab 1956 engagierte er sich zudem im Österreichischen Nationalkomitee für Ungarn. Für sein Lebenswerk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Auch Otto Molden publizierte einige Bücher, wie z.B. "Der Ruf des Gewissens. Der Österreichische Freiheitskampf 1938−1945" oder "Der andere Zauberberg. Das Phänomen Alpbach". Otto Molden war in erster Ehe mit der Sopranistin Laurence Dutoit (Solistin an der Wiener Staatsoper) verheiratet. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder. Später war er mit der Kulturjournalistin Koschka Hetzer verehelicht.  Als sie beim ORF einige Kultur-Sendungen moderiert hatte, wurde die gebürtige Hamburgerin von Gerd Bacher gefeuert. Laut Medienberichten war der Grund dafür, dass sie Hochdeutsch sprach.  Für eine Aussprache fuhr sie Bacher ins Forum Alpbach nach. Dort lernte sie Otto Molden kennen. Später leitete sie im ORF das Literaturressort. Otto Molden verbrachte im Juni 2002 einen Urlaub in Zypern. Beim Schwimmen schlief er ein und ertrank.  

 

Der Sohn Fritz Molden (1924-2014)

Fritz Molden

In seinem Buch "Fepolinski & Waschlapski" berichtete Fritz über seine unruhigen Jugendjahre als leidenschaftlicher Patriot, Antifaschist und Widerstandskämpfer in Österreich. Im Alter von 14 Jahren wurde er das erste Mal verhaftet. Wie der Rest seiner Familie betätigte er sich im katholischen Untergrund. Mehrere Male landete er deswegen im Gefängnis. 1942 wurde er an der russischen Front verwundet.  1944 musste er fliehen, da er verraten worden war. Es gelang ihm die Flucht in die Schweiz. Von dort aus fungierte er als Mittelsmann zwischen den Allierten und der österreichischen Widerstandsbewegung O5. 1945 wurde er bei einem Aufenthalt in Österreich verhaftet. Für sein Engagement im Zweiten Weltkrieg verliehen ihm die Vereinigten Staaten die "Medal of Freedom". Nach Ende des Kriegs wurde er Sekretär des Außenministers Karl Gruber. Bei ihm war er unter anderem für die Pressearbeit zuständig. 1946 wurde er Auslandsredakteur in der von seinem Vater Ernst Molden wiedergegründeten Tageszeitung "Die Presse".  1948 - 1949 war er als Diplomat des Österreichischen Generalkonsulats in New York tätig. 1948 heiratete er Joan Dulles, die Tochter des späteren CIA-Chefs Allen Welsh Dulles. 1950 übernahm Molden als Verlagsdirektor "die Presse" und gründete im selben Jahr die "Wochenpresse". 1958 brachte er gemeinsam mit Gerd Bacher die Boulevardzeitung "Express" heraus.  1960 kaufte er das "Wiener Wochenblatt". Anfang der 1960er Jahre wurde er als einer der möglichen Käufer für die Kronen Zeitung gehandelt. Die Creditanstalt verwehrte ihm allerdings den zum Kauf nötigen Kredit. Molden war zu dieser Zeit auch politisch sehr engagiert. 1964 erfüllte er sich mit der Gründung eines eigenen Buchverlages einen langgehegten Traum. Bald wurde der Verlag international bekannt. Doch trotz mehrerer Bestseller schlitterte der Verlag 1982 in den Konkurs. Ein Großteil der Buchrechte wurde an Bertelsmann verkauft. Molden verlor, abgesehen von seinem Privathaus in Tirol, seinen gesamten Besitz. Im Buch "Der Konkurs" verarbeitete Molden seine Erlebnisse.  Für den ORF produzierte er die TV-Serie "Auf rot-weiß-roten Spuren", in der es um Auslandsösterreicher geht. 1987 übernahm er eine diplomatische Sondermissionen. Er reise durch Europa und versuchte das durch die Waldheim-Affäre angekratzte Image Österreichs wieder aufzupolieren. Beim "Standard" wirkte er bis 1995 als Berater mit. 

  

Zuletzt war Fritz Molden in vierter Ehe mit der Übersetzerin und Autorin Hanna Molden verheiratet. Einer seiner fünf Kinder ist der heute sehr populäre Autor, Lyriker und Tonkünstler Ernst Molden

 

Ehrengrab von Paula Preradovic am Zentralfriedhof, Grab von Ernst Molden, Grab von Otto Molden, Grab von Fritz Molden

Das Ehrengrab

Paula Molden starb vor 70 Jahren am 25.05.1951 in ihrem Wohnhaus in Wien. Am 16.11.1976 wurde sie gemeinsam mit ihrem Ehemann in ein Ehrengrab der Stadt Wien am Zentralfriedhof G32C/42 umgebettet.  Das Grab liegt ganz in der Nähe der Präsidentengruft. 

 

In diesem Ehrengrab haben auch ihr Ehemann Ernst Molden (gestorben am 11.08.1953) und ihre beiden Söhne Fritz (gestorben am 11.01.2014) und  Otto (gestorben am 15.06.2002) ihre letzte Ruhestätte gefunden. 

 

An ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Osterleitengasse 7, im 19. Wiener Gemeindebezirk, wo sie von 1924 bis zu ihrem Tod lebten, wurde eine Gedenktafel angebracht. 1954 wurde die Preradovicgasse in Penzing, dem 14. Wiener Bezirk, nach Paula Preradovic benannt. 


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Kommentare: 2
  • #1

    Gabi Steindl (Freitag, 21 Mai 2021 07:34)

    Danke für einen weiteren, lehrreichen Ausflug in die Vergangenheit.

  • #2

    Ingrid (Freitag, 21 Mai 2021 10:47)

    Vielen Dank! War wieder sehr lehrreich und interessant!