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Arnold Schönberg (1874 - 1951)

Erfinder der Zwölftonmusik

Foto Arnold Schönberg

Der Autodidakt

Arnold Schönberg kam am 13. September 1874  in Wien Brigittenau Nr. 393 (= heutige Obere Donaustraße 5) als zweites von 4 Kindern zur Welt. Zur Familie gehörten ab Ende 1881 auch zwei Nichten der Mutter, deren Eltern beim Ringtheaterbrand am 8. Dezember 1881 ums Leben gekommen waren. Die jüdische Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Vater Samuel war Schuhmacher und stammte aus Ungarn. Mutter Pauline kam aus Prag und war Klavierlehrerin. Arnold begann bereits mit 8 Jahren Violine zu spielen. Ungefähr zur gleichen Zeit komponierte er seine ersten Märsche und Polkas. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters 1889 musste er für den Unterhalt der Familie sorgen. Er verließ die Schule und begann eine Lehre in der Wiener Privatbank Werner & Co. Einen Teil seines Lohns investierte er in zahlreiche Opernbesuche, bei denen er vor allem die Bühnenwerke von Richard Wagner bevorzugte.  Nachdem die Bank 1895 insolvent wurde, konzentrierte sich Schönberg ganz auf die Musik.  Er übernahm Dirigate bei mehreren Gesangsvereinen. Als er als Cellist beim Amateurorchester "Polyhymnia" zu spielen begann, lernte er dessen Gründer Alexander von Zemlinsky kennen. Mit ihm verband ihn in weiterer Folge eine lebenslange Freundschaft. Zemlinsky erkannte das Talent Schönbergs und verhalf ihm zur Aufführung seines ersten Streichquartetts im Wr. Musikverein. Schönberg nahm auch einige Monate Kompositionsunterricht bei Zemlinsky. Grundsätzlich war Arnold Schönberg aber Autodidakt. Er lernte das meiste durch das Studium der Werke großer Komponisten wie Brahms, Wagner, Mahler, Bach und Mozart

 

Seinen eigenen Angaben zufolge verdankte er seine konsequente künstlerische Entwicklung drei Personen:

  • Oskar Adler: Der österreichische Arzt, Musiker und Astrologe vermittelte ihm Grundkenntnisse in Musiktheorie, Poesie und Philosophie.
  • David Josef Bach: Der Musikschriftsteller und Journalist weckte in Schönberg ein breites Bewusstsein für Ethik, Moral, sowie den „Widerstand gegen Gewöhnlichkeit“.
  • Alexander von Zemlinsky: Er vermittelte Schönberg das Wissen um die Technik des Komponierens. Durch ihn konnte Schönberg im Musikleben von Wien Fuß fassen.

1898 konvertierte Schönberg zum Protestantismus. In dieser Zeit florierte in den Wiener Kaffee- und Bierhäusern das soziale Leben der Künstler. Zur sogenannten "Champagner-Gilde" gehörten neben Schönberg u.a. Felix Dörmann, Paul Wertheimer, Jacob Wassermann, Adolf Loos, Alexander von Zemlinsky, die Bodansky-Brüder, Edmund Eisler, Carl Weigl und Leo Hirschfeld.   

 

Schönberg verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer. Seine erste Schülerin, die er in Harmonie- und Kompositionslehre unterrichtete, war Vilma von Webenau. Sie wurde eine erfolgreiche Komponistin.   

 

Foto Mathild von Zemlinsky Schönberg mit Tochter Gertrude

Heirat mit Mathilde von Zemlinsky (1877-1923)

Vermutlich bahnte Alexander von Zemlinsky die Romanze zwischen Schönberg und seiner Schwester an, um diese zu retten. Mathilde trug sich mit Selbstmordgedanken, da ihr Verlobter sie kurz vorher verlassen hatte. 1899 verbrachte sie mit Arnold und ihrem Bruder den Sommer in Payerbach. Daraus entwickelte sich eine ernsthafte Beziehung. 

 

Mathilde wurde am 7. 9. 1877 in Wien in der Springergasse 6, als drittes Kind von Clara Semo und Adolf von Zemlinsky geboren. Die Mutter war die Tochter eines sephardischen Juden aus Konstantinopel und einer muslimischen Mutter aus Sarajevo. Der Vater Mathildes, ursprünglich Katholik, nahm das sephardische Judentum an und war „Sekretär der türkisch-israelitischen Gemeinde zu Wien“. Die Mutter erzog ihre Kinder mit klaren Idealen für moralisches und soziales Verhalten und zu einem sephardischen Stolz, der an Arroganz grenzte. 

 

Die standesamtliche Trauung von Mathilde und Arnold fand am 7. Oktober 1901 in Pressburg (Bratislava) statt. Zu der Zeit war Mathilde bereits schwanger. Nachdem sie einige Tage später konvertierte, fand dann in der evangelischen Kirche in der Dorotheergasse auch eine religiöse Hochzeitszeremonie statt. Das junge Paar zog nach Berlin, wo Schönberg vorübergehend die musikalische Leitung des neu gegründeten Varietés "Überbrettl" übernahm. Im Jänner 1902 wurde Tochter Gertrude in Berlin geboren.

 

Im selben Jahr wurde das Sextett im Kleinen Musikvereinssaal uraufgeführt. Die Reaktionen darüber waren sehr geteilt. Auf Antrag von Richard Strauß erhielt Schönberg allerdings den Liszt-Preis des Allgemeinen Deutschen Musikvereins.  Im Sommer 1903 kehrte die Familie nach Wien zurück und ließ sich in der Liechtensteinstraße 68/70  neben Zemlinsky nieder. Im selben Haus wohnten auch Schönbergs Schwester Ottilie und ihre Familie. 

  

1904 gründete Schönberg gemeinsam mit seinem Schwager Zemlinsky den "Verein schaffender Tonkünstler". Gustav Mahler übernahm die Ehrenpräsidentschaft. Er unterstützte Schönberg u.a. auch finanziell. Das Publikum und die Kritiker missbilligten aber meist die radikalen Werke Schönbergs.  Um den Lebensunterhalt aufzubessern wurde er Privatlehrer einer Gruppe von Schülern. Zu denen gehörten u.a. Alban Berg, Anton Webern, Heinrich Jalowetz, Karl Horwitz und Erwin Stein. Ein Großteil des Unterrichts fand in der kleinen Wohnung der Schönbergs statt. Dort veranstaltete Schönberg auch regelmäßig musikalische Soireen. Mathilde versorgte die hochverehrten Schüler ihres Mannes mit Schnitzel und Sauerkraut. Rund um Schönberg versammelte sich ein Komponistenkreis, der als " Zweite Wiener Schule" bekannt wurde und maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Neuen Musik ausübte. 

 

Nach einer komplikationsreichen Schwangerschaft kam im September 1906 Sohn Georg zur Welt.  Zu dieser Zeit kriselte es vermutlich bereits zwischen den Ehegatten. 

 

Mathilde Schönberg gemalt von Richard Gerstl

Arnold Schönberg als Maler

Im Laufe des Jahres 1906 lernte Schönberg den Maler Richard Gerstl kennen. Schönberg, der sich bereits als Maler und Zeichner versucht hatte, wurde sein Schüler. Er erhoffte sich mit der Malerei als zweites Standbein Geld verdienen zu können. In den Jahren 1906–1913 beschäftigte sich Schönberg intensiv mit der Malerei. Seine erste Ausstellung mit 50 Gemälden und Zeichnungen organisierte Hugo Heller für ihn 1910 in seiner Buchhandlung. 

 

Inhaltlich gliedert sich Schönbergs umfassendes Werk in mehrere Genres: Neben zahlreichen Selbstporträts und Porträts existieren eine Reihe von Landschaftsbildern und Bühnenbildentwürfen zu eigenen Werken.  Schönberg selbst sah sich in bildnerischer Hinsicht als Amateur. Er besaß weder theoretische noch ästhetische Ausbildung, war jedoch nach eigenen Aussagen ein guter Zeichner mit einem zuverlässigen Gefühl für Proportionen und Maße. Für ihn war das Malen eine weitere Möglichkeit sich auszudrücken. Obwohl seine Werke oft als dilettantisch abgeurteilt wurden, gewannen seine bildnerischen Werke nach Schönbergs Tod immer mehr an Bedeutung. Sein Name wird heute gleichgesetzt mit großen Zeitgenossen  wie Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Richard Gerstl oder Gustav Klimt.  

 

Richard Gerstl

Eine verhängnisvolle Affäre

Als Anfang 1907 zwei Premieren Schönbergs nicht nur durchfielen, sondern echte Skandale auslösten, war dies für Schönberg zuviel. Er wollte seinem Leben ein Ende setzen und sich erschießen. Gerstl konnte ihn trösten und wieder aufbauen. Von da an war Gerstl ständiger Gast im Haus Schönbergs und etablierte sich auch in dessen Kreisen. Der Maler und sein Schüler teilten sich ein Atelier in der Lichtensteinstraße 68/70. Schönberg lud Gerstl in den folgenden Jahren auch zu den traditionellen Sommerferien mit der Familie nach Gmunden ein.      

 

Mathilde fing mit Richard Gerstl ein Verhältnis an. Während der Sommerfrische 1908 in Gmunden ertappte Schönberg die beiden in flagranti. Daraufhin floh Mathilde mit Gerstl nach Wien und verließ ihren Mann. Ende August kehrte Mathilde zurück, hielt aber die Affäre aufrecht.  Immer wieder besuchte sie Gerstl in seinem neuen Atelier in der Liechtensteinstraße 20. Dort entstand auch ein Aktbild von Mathilde. Anton Webern, ein Schüler Schönbergs, überredete Mathilde um der Kinder willen die Beziehung zu beenden und Gerstl zu verlassen. Zeitgleich fand ein Konzert statt, das den Werken Schönbergs gewidmet war. Gerstl, in den Kreisen Schönbergs mittlerweile eine "persona non grata", wurde ausdrücklich von der Teilnahme am Konzert ausgeschlossen. Gerstl, der nun alles verloren hatte, beging in seinem Studio Selbstmord. Vor einem Spiegel stieß er sich ein Messer in die Brust und erhängte sich. Gerstl wurde in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Sieveringer Friedhof bestattet. 

  

Ab 1908 verließ Schönberg in seinen Werken die Dur-Moll-Tonalität. Sein 2. Streichquartett gilt als ein Schlüsselwerk der atonalen Musik. Er nannte es "meiner Frau".  Auch seine musikalischen Dramen "Erwartung" und "die glückliche Hand" entstanden unter dem Einfluss der Ereignisse von 1908. Da seine Bewerbung um eine Kompositionsprofessur an der Wiener Akademie abgelehnt wurde, kehrte er als Dozent ans Konservatorium nach Berlin zurück. 1911/12 stellte er auf Einladung Kadinskys vier seiner Gemälde in einer Ausstellung in München aus. 

 

Das Skandalkonzert

In den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs entstanden mehrere bedeutende Werke, wie z.B. die ersten beiden Streichquartette und die 1. Kammersinfonie.  Die Uraufführungen waren von Skandalszenen begleitet. Das am 31. März 1913 im Musikvereinssaal von ihm geleitete Konzert ging als "Watschenkonzert" in die Geschichte ein.  Das Publikum war über die neuartige Musik so entsetzt, dass es während des Konzerts zu einem Tumult kam. Das Konzert musste abgebrochen werden und die Anhänger Schönbergs hatten alle Hände voll zu tun um ihn zu schützen. Erhard Buschbeck, der Veranstalter des Konzerts, ohrfeigte schließlich einen Konzertbesucher. Im darauffolgenden gerichtlichen Nachspiel sagte der mit Schönberg verfeindete Operettenkomponist Oscar Straus folgendes aus: "Das Klatschen der Ohrfeigen war noch das Melodiöseste, das man an diesem Abend zu hören bekam“. 

 

Schönberg war mit dem Wiener Architekten Adolf Loos eng befreundet. Loos setzte sich zeitlebens für die Aufführung der Kompositionen von Schönberg ein. Einige subventionierte er sogar insgeheim, wie z.B. auch das  "Watschenkonzert". Adolf Loos beeinflusste Schönberg auch in seiner Haltung betreffend künstlerischer Moral. 1915 wurde Schönberg zum Militär einberufen und als Reserveoffizier ausgebildet. Ab 1917 absolvierte er seinen Kriegsdienst in einer Militärkapelle.

 

Schönberg-Villa in Mödling

Schönberg-Haus in Mödling

Nach Kriegsende zog Schönberg 1918 nach Mödling in die Bernhardgasse 6. Bis 1925 war die Villa Wohnsitz des Komponisten und seiner Familie. 1918 gründete Schönberg in Wien den „Verein für musikalische Privataufführungen“.  Durch ihn wurden neue bzw. für wichtig erachtete Werke aufgeführt. Zahlreiche Komponisten wie etwa Bartók, Busoni, Debussy, Mahler, Ravel, Skrjabin, Strauss und Strawinsky waren mit ihren Kompositionen in den Konzertprogrammen des Vereins vertreten. 

  

In Mödling unterrichtete Schönberg in seinem Haus viele später bekannte Musiker und Komponisten, darunter Hanns Eisler, Rudolf Kolisch, Erwin Ratz, Max Deutsch und Karl Rankl. 1921 entwickelte Schönberg in Mödling die „Methode des Komponierens mit 12 aufeinander bezogenen Tönen“. Bekannt ist sie als „Zwölftonmusik“.  Schönberg lehrte diese Methode nie. Sie wurde aber von seinen Schülern enthusiastisch aufgegriffen. Schönberg benutzte die Zwölftontechnik bis ans Ende seines Lebens für sein Hauptwerk. Für Gelegenheitswerke kehrte er zum tonalen System zurück. 

 

100 Jahre Mattsee-Ereignis 2021 Online-Gedenkausstellung des Schönberg-Centers

Das Mattsee-Erlebnis 

In Mattsee verbrachte der Komponist samt Familie und einigen Schülern und Freunden ab Anfang Juni 1921 die Sommerfrische. Geplant war ein Arbeitsurlaub bis in den Herbst hinein. Am 19. Juni erließ der Gemeinde-Ausschuss von Mattsee ein antijüdisches Edikt, das Vermieter aufrief, keine Juden zu beherbergen. In Mattsee warb man schon 1921 stolz mit "judenfreier Sommerfrische". Obwohl Schönberg protestantisch getauft war, wurde er unter Androhung von Gewalt, aufgefordert seinen Taufschein zu zeigen und den Ort zu verlassen. Schönberg wollte jegliches Aufsehen vermeiden und reiste ab. Zum Gedenken an dieses Ereignis vor 100 Jahren gibt es von Juni - Juli 2021 eine Online-Gedenkausstellung des Schönberg-Centers.

 

Mathildes Tod  

Nach der Krise von 1908 hatte sich die Beziehung von Arnold und Mathilde Schönberg grundlegend verändert. Mathildes Hauptanliegen neben den Kindern war das Kochen.  Gerüchten zufolge soll sie auch auf den einen oder anderen Schüler ihres Mannes ein Auge geworfen haben. Mathildes Gesundheit verschlechterte sich allerdings aufgrund von Depressionen, Anämie oder Unterernährung zusehends. Im Urlaub am Traunsee im September 1923 wurde bei ihr Nebennierenkrebs diagnostiziert.  Ihren letzten Lebensmonat verbrachte sie mit Arnold Schönberg im Sanatorium Auerspergstraße. Er kümmerte sich um sie und blieb bis zu ihrem Tod am 18. Oktober 1923 bei ihr.  Mathilde wurde am Evangelischen Friedhof in Wien Simmering begraben. Ihr Grab existiert heute leider nicht mehr. Es war in der Gruppe 10/13/2, wurde aber mittlerweile bereits neu belegt.

 

Foto Gertrud Bertha Kolisch Schönberg mit Hund Witz

Heirat mit Gertrud Kolisch (1898 - 1967)

Gertrud Bertha Kolisch wurde am  11. Juni 1898 in Karlsbad  geboren.  Ihr Vater Rudolf Rafael Kolisch (1868-1922) stammte aus Böhmen und arbeitete als Kurarzt. Ihre Mutter Henriette Anna Theresia war eine österreichische Pianistin. Die Familie Kolisch hatte einen jüdischen Hintergrund. Gertrud wuchs mit ihren zwei älteren Geschwistern Rudolf Kolisch (1896-1978) und Maria Sofia Adolfine (Mitzi) in Wien auf. Zunächst studierte sie Chemie an der Wiener Universität, dann Schauspiel an der Theaterschule von Max Reinhardt in Berlin. Die Familie Kolisch war äußerst musikbegeistert. 

 

Arnold Schönberg lernte die um 24 Jahre jüngere Gertrud Kolisch durch seinen Schüler Rudolf Kolisch kennen. Am 28. August 1924 heirateten die beiden in der Evangelischen Pfarrkirche in Mödling. Die Flitterwochen verbrachten sie in Venedig, wo Schönberg die "Suite op. 29" als „verspätetes Hochzeitsgeschenk“ komponierte und seiner Frau widmete.

  

Koalitionsschach von Arnold Schönberg

Arnold Schönberg als Erfinder

Schönberg konzipierte in den 1920er Jahren ein "Koalitionsschach". Diese Schachvariante für  4 Spieler spielt man auf einem 10 × 10 Felder großen Brett mit 36 Figuren. Bei einem Besuch des Schachweltmeisters Emanuel Lasker verbarg er jedoch seine Erfindung und kommentierte dies so: „Das wäre für Lasker ebenso schlimm wie für mich eine Komposition von ihm.“

 

Schönberg schuf weiters diverse Möbelentwürfe, Pläne für eine mechanische Notenschreibmaschine, Spielkarten,  sowie eine Methode zur schriftlichen Dokumentation eines Tennisspiels. Außerdem verbesserte und bastelte Schönberg Büromaterialien für seinen Arbeitsalltag. So etwa einen Rastral zum gleichzeitigen Ziehen von fünf Notenlinien, einen platzsparenden Reisenotenständer, Zwölftonreihenschieber in verschiedensten Formen, Klebebandroller und Stifthalter. 

 

1925 übernahm Schönberg an der Berliner Akademie der Künste als Professor einen Meisterkurs für Komposition. Dies verbesserte die finanzielle Situation der Familie schlagartig. Mit diesem Posten erhielt er gleichzeitig die preußische Staatsangehörigkeit. Gertrud wirkte an der Arbeit ihres Mannes auch als Librettistin mit.  Unter dem Pseudonym "Max Blonda" schrieb sie den Text für die Oper „Von heute auf morgen“. Am dem Umzug nach Berlin verbrachte das Ehepaar Schönberg mehrere Monate im Jahr am Mittelmeer, da Arnold Schönberg gesundheitliche Probleme hatte. In Barcelona kam am 7. Mai 1932 Tochter Dorothea Nuria zur Welt. 

 

Arnold Schönberg, seine Frau Gertrud und Hund Witz

Emigration 

Im September 1933 wurde Schönberg aus rassistischen Gründen durch die NS-Gesetzgebung die Professur entzogen. Da beide Ehegatten einen jüdischen Hintergrund hatten, wurde der Verbleib in Berlin immer schwieriger. Die Familie floh 1933 zunächst nach Frankreich. Mit dabei war ihr Hund "Witz". Als Reaktion auf die antisemitischen Erlebnisse trat Arnold Schönberg am 24. Juli 1933 in Paris wieder dem jüdischen Glauben bei. Einen Monat später emigrierte die Familie nach New York. Ein Jahr später zogen sie nach Los Angeles. Dort wohnten sie in einem Vorort in unmittelbarer Nachbarschaft von Thomas Mann. Im Mai 1937 kam hier Sohn Rudolf Ronald zur Welt. Im Jänner 1941 wurde Sohn Lawrence Adam geboren. In dieser Zeit erhielt die gesamte Familie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Seine zahlreichen Konfrontationen mit Antisemitismus verarbeitete Schönberg in seinen Schriften »Jewish Affairs«, in seinen Werken "Moses und Aron", "Der biblische Weg" und in "ein Überlebender aus Warschau". 

 

1949 verlieh die Stadt Wien Arnold Schönberg das Ehrenbürgerrecht. Wegen seines schlechten Zustandes war er allerdings nicht in der Lage anlässlich seines 75. Geburtstages nach Europa zu kommen. 

 

Disput mit Thomas Mann 

Von 1948 bis 1950 entspann sich zwischen Schönberg und Thomas Mann ein Streit um dessen Roman "Doktor Faustus". In diesem schrieb er die Erfindung der Zwölftontechnik einem fiktiven Romanhelden namens Adrian Leverkühn zu. Diesen charakterisierte er als einen verrückten Syphiliskranken, der mit dem Teufel im Bunde steht. Obwohl sich die "Fast-Nachbarn" in den 1940er Jahren öfters trafen, erwähnte Thomas Mann Schönberg gegenüber mit keiner Silbe, dass er gerade an diesem Roman schrieb. Für das Buch ließ sich Mann hinter dem Rücken von Schönberg von Theodor Adorno die Methode der Zwölftonkomposition erklären. Nach der Veröffentlichung schickte Mann ein Exemplar mit einer persönlichen Widmung an Schönberg. Dieser empfand das Werk allerdings als Demütigung. Die private Auseinandersetzung stieß auf großes mediales Interesse und wurde erst beendet, als sich der Unmut auf Theodor Adorno verlagerte. Schönbergs Enkel Eric Randol brachte den Briefwechsel zwischen den beiden Kontrahenten unter dem Titel "Apropos Doktor Faustus" als Buch heraus.   

 

Kalenderblatt 13

Triskaidekaphobie und Tod

Arnold Schönberg fürchtete sein Leben lang die Zahl 13. Eine Wahrsagerin hatte dem am 13. September 1874 geborenen Komponisten in seiner Jugend prophezeit, dass ihm die Zahl 13 Unglück bringen würde. Er trachtete sein ganzes Leben danach, der 13 aus dem Weg zu gehen. Er setzte sich im Theater nie in eine 13. Reihe oder einen 13. Platz, nahm an einem 13. keine Termine wahr etc. Freunde witzelten sogar, dass die Zwölftonmusik eigentlich Dreizehntonmusik heißen müsste. Schönberg hätte den letzten Ton als Folge seines Aberglaubens weggelassen. Fest steht, dass er den Titel seiner Oper "Moses und Aron" mit voller Absicht falsch geschrieben hat, weil er bei korrekter Schreibweise "Moses und Aaron" aus dreizehn Buchstaben bestanden hätte. 1950 fürchtete er, das Jahr nicht zu überleben, weil die Zahl 1950  durch 13 teilbar ist. In einigen seiner späten Werke verzichtete er darauf den 13. Takt zu nummerieren und ersetzte ihn durch die Notation "12a". 

 

Schönberg starb schließlich am Freitag, den 13. Juli 1951 im Alter von 76 Jahren. Er war zu dieser Zeit bereits herzkrank und wie jeden 13. schrecklich aufgeregt. Gemeinsam mit seiner Frau Gertrud wartete er im Wohnzimmer sehnsüchtig auf das Ende des Tages. Als es endlich Mitternacht war, stand er auf, um sich schlafen zu legen. Als Schönberg das Schlafzimmer betrat, stellte er fest, dass die Uhr im Wohnzimmer um ein paar Minuten vor ging. Vermutlich regte er sich über die Erkenntnis, dass der 13. noch nicht vorbei war, so sehr auf, dass ihn der Schlag traf. Seine Angst vor der Zahl 13 (=Triskaidekaphobie) kostete ihn schließlich das Leben.

 

Nachlass

Nach dem Tod von Arnold Schönberg sorgte Gertrud Schönberg allein für sich und die drei Kinder. Bereits zu Lebzeiten hatte Arnold Schönberg verfügt, dass sein gesamter Nachlass in den Besitz seiner Witwe übergehen soll. In seinem Testament legte er ihr einige seiner Freunde und ihren Bruder Rudolf Kolisch als Ratgeber ans Herz. Als Nachlassverwalterin verfolgte sie das Ziel, die Sammlung ihres Mannes auch für die Wissenschaft zugänglich zu machen.  Gertrud setzte sie sich für die Vollendung und Veröffentlichung seiner Werke ein, gründete einen Verlag und war Initiatorin der Kritischen Gesamtausgabe von Arnold Schönbergs Werken. Sie verwaltete bis 1964 den Nachlass.

 

Gertrud Schönberg starb am 14. Februar 1967 mit 68 Jahren in Los Angeles. Die Verantwortung für den Schönberg-Nachlass lag nun bei ihren Kindern. Diese setzten die Bestrebungen ihrer Mutter fort. In den 1970er Jahren entschloss sich die Familie die Sammlung dem neu gegründeten "Arnold Schoenberg Institute" an der University of Southern California in Los Angeles zur Verfügung zu stellen. 1992 kam es jedoch zu einem Rechtsstreit zwischen dem Beirat und der Familie Schönberg. Diese entschied sich im Dezember 1996 den Arnold-Schönberg-Nachlass nach Wien zu transferieren. Im März 1998 wurde von der Stadt Wien gemeinsam mit der Internationen Schönberg-Gesellschaft am Schwarzenbergplatz 6 die "Arnold Schönberg Center Privatstiftung" eröffnet. Das Schönberg-Haus in Mödling wurde zudem als Schenkung in die Stiftung miteingebracht. Schönbergs Wohnung ist der Öffentlichkeit als museale Gedenkstätte und Veranstaltungsort für Konzerte seit September 1999 zugänglich. Im Mai 2011 wurde der Nachlass von Arnold Schönberg in das Memory of the World-Register der UNESCO aufgenommen.

 

Was sich Arnold Schönberg wünschte 

Der Einfluss Schönbergs auf die Musik des 20. Jahrhunderts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die radikalen Entwicklungen der Kompositionstechnik und ihrer theoretischen Grundlagen, die von der Atonalität über die Zwölftontechnik zur seriellen Musik und schließlich zur Elektronischen Musik führten, wurden durch ihn angestoßen. Das breite Publikum konnten er und seine Nachfolger allerdings damit noch nicht erobern. So wünschte sich Schönberg in einem Brief an Hans Rosbaud aus dem Jahre 1947 folgendes: „Ich aber wünsche nichts sehnlicher, als dass man mich für eine bessere Art von Tschaikowski hält – um Gottes Willen: ein bisschen besser, aber das ist auch alles. Höchstens noch, dass man meine Melodien kennt und nachpfeift.“  

Ehrengrab am Zentralfriedhof Arnold Schönberg

das Ehrengrab

Arnold Schönberg erlag am Freitag, den 13. Juli 1951, vor nunmehr 70 Jahren, seinem Herzleiden.  Er starb in seiner Wohnung in  Los Angeles. 23 Jahre nach seinem Tod wurden die Urnen von Arnold und Gertrud Schönberg schließlich nach Wien überführt und am 5. Juni 1974 in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof bestattet. Ein Ausschnitt der Bestattung ist in dem hier eingefügten Video zu sehen.  Das Grab befindet sich in Gruppe 32 C/Nr. 21A, direkt neben dem Grab von Bruno Kreisky. Das Grabmal wurde von Fritz Wotruba gestaltet.

  

Im Jahr 1952 wurde der "Schönbergplatz" im 14. Bezirk (Penzing) nach ihm benannt. 1990 benannte man den "Asteroid (4527) Schoenberg" nach ihm. Schönberg ist auch Namenspatron des "Arnold-Schönberg-Preises", der seit 2001 verliehen wird. 

Weitere Persönlichkeiten in der Familie Schönberg

Heinrich Schönberg mit Familie

Heinrich Schönberg (1882 - 1941) war Arnolds Schönbergs Bruder und ein Opernsänger. Er hatte u.a. Engagements in Koblenz und Prag. Verheiratet war er mit Sängerin Rupertine Berta Ott, der Tochter des Salzburger Bürgermeisters Max Ott. Er sang am Salzburger Landestheater und lebte im Bürgermeisterhaus in Salzburg in der Chiemseegasse 6, gegenüber dem Chiemseehof, der nach dem Anschluss Sitz der NSDAP-Gauleitung wurde. 1941 wurde Heinrich Schönberg von der Gestapo verhaftet. Er starb an einer Sepsis, die er sich im Polizeigefängnis zugezogen hatte und die zu lange unbehandelt blieb.  Er wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof bestattet. 2008 wurde zum Andenken an Heinrich Schönberg in der Chiemseegasse 6 ein Stolperstein verlegt.

 

Alexander von Zemlinsky (1871 - 1942) war ein österreichischer Komponist und Dirigent, Bruder von Mathilde von Zemlinsky und damit Arnold Schönbergs Schwager. Er unterrichtete Schönberg in Kompositionslehre. Er war aber auch einer von Schönbergs besten und längsten Freunden.

 

Rudolf Kolisch (1896 - 1978) war ein österreichisch-amerikanischer Violinist, Bruder von Gertrud Kolisch und damit Schwager von Arnold Schönberg. Als er sich mit 9 Jahren eine Verletzung der linken Hand zuzog, lernte er "Rechtsgeigen". Er war einer von Schönbergs Schülern und gehörte auch als Interpret dem engsten Kreis der Zweiten Wiener Schule an. In Schönbergs "Verein für musikalische Privataufführungen" war er ein maßgebliches Mitglied.  Auf Wunsch Schönbergs gründete Kolisch das "Wiener Streichquartett". Es nannte sich ab 1931 "Kolisch-Quartett" und machte sich international einen Namen. Kolisch emigrierte 1942 in die USA, wo er verschiedene Lehrtätigkeiten aufnahm. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Kolisch erneut in Österreich und Deutschland tätig. 1974–1977 hielt er Interpretationskurse für Kammermusik im Schönberg-Haus in Mödling. 1974 bis zu seinem Tod leitete er das Chamber Music Department in Boston. Er wurde am Grinzinger Friedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab (Gruppe 6, Reihe 6, Nr. 9) bestattet. 

 

Felix Anton Greissle (1894 - 1982) war Schüler und Schwiegersohn Arnold Schönbergs. Verheiratet war er mit Getrude Schönberg (1902 - 1947). Er war ein österreichischer Dirigent und Musikverleger und hatte u.a. Malerei studiert. Er war Mitglied im von Schönberg gegründeten "Verein für musikalische Privataufführungen". Von 1925 bis 1937 leitete er die Kantatenvereinigung des Wiener Staatsopernchors. 1938 emigrierte Felix Greissle mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten und erhielt dort eine Stellung als Herausgeber für den Verlag G. Schirmer, ab 1943 als Director of Serious Music Publications. 1946 wurde Greissle Cheflektor im Verlag Edward B. Marks. Greissle erteilte außerdem privat Musikunterricht, gab in den 1950er-Jahren Kurse an der Columbia University, in den 1960er-Jahren an der New School for Social Research und hielt Vorträge an diversen amerikanischen Hochschulen.

 

Luigi Nono (1924 - 1990) ein italienischer Komponist und Schwiegersohn Arnold Schönbergs. Er war verheiratet mit Nuri Dorothea Schönberg (geb. 1932), die er bei der Uraufführung der Oper  "Moses und Aron"  kennenlernte.  In den 1950er-Jahren galt Nono als einer der führenden Vertreter der neuen Seriellen Musik der so genannten "Darmstädter Schule". Seine Stücke waren anfänglich oft geprägt von hoher Dichte und Lautstärke, die manchmal bis an die Schmerzgrenze ging. Nono verbreitete durch die Mittel der Neuen Musik humane und politisch bzw. klassenkämpferische Ideen. Seine musikalische Verarbeitung div. Themenkomplexe bediente sich dabei konsequent der Mittel der Neuen Musik. Später tendierte Nono mehr zu subtil lyrischer Zurückgezogenheit.  Ab 1960 wandte er sich beginnend mit seiner ersten Tonbandkomposition einer bis zu seinem Tode anhaltenden Beschäftigung und Erforschung mit den Möglichkeiten der Elektronik in der Musik zu. Nono begann im Freiburger Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung zu arbeiten. Die dort entstandenen Werke bewegen sich zum Teil am Rande des Hörbaren.

 

Eric Randol Schoenberg (geb. 1966) ist ein Sohn von Ronald (geb. 1937) und Barbara Schönberg (geb. Zeisl) und ein Enkel von Arnold Schönberg. Er ist ein US-amerikanischer Anwalt mit einer Kanzlei in Los Angeles. Er wurde durch den Rechtsstreit zwischen Maria Altmann und der Republik Österreich bekannt. Er setzte 2004 die Rückgabe von fünf Klimt-Gemälden durch. Es handelte sich u.a. um das Bild "Adele Bloch-Bauer" ("die goldene Adele"). Der aufsehenerregende Fall wurde als  "Frau in Gold" verfilmt. Eric Randol Schoenberg war neben seiner Anwaltstätigkeit bis 2015 als Präsident am Los Angeles Museum of the Holocaust tätig. 

 

Erich Zeisl (1905 - 1959) war der Vater von Barbara Zeisl verh. Schönberg und damit Schwiegervater von Ronald Schönberg.  Er war ein österreichischer Komponist und Musikpädagoge . Sein Vater war der Besitzer des Wiener Kaffeehauses Tegetthoff in der Heinestraße 42. Erichs Kompositionen waren hauptsächlich Lieder, Ballette, Kammermusik sowie Chormusik und Opern. In der Weiterentwicklung des Kunstliedes sah er sich vor allem in der Tradition von Beethoven, Franz Schubert und Hugo Wolf. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurden alle Aufführungen von Zeisls Werken abgesagt. Er wurde zum „Volljuden“ erklärt und einige Familienmitglieder wurden von der Gestapo verhaftet. In der Heinestraße 42 erinnert heute ein Stolperstein an Sigmund und Malvine Zeisl, die deportiert wurden. 1938 emigrierte Erich Zeisl nach Paris und ließ sich schließlich in den USA nieder. In Hollywood schrieb er einige Auftragswerke für Filmproduktionen.  


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Kommentare: 2
  • #1

    Ingrid (Freitag, 09 Juli 2021 08:29)

    Das Leben von Herrn Schönberg liest sich wie ein Roman, seine Erlebnisse und Lebensstationen würden für 3 Leben reichen�wie immer sehr interessant uns spannend geschrieben �

  • #2

    Herbert Resetarits (Freitag, 09 Juli 2021 15:22)

    Wieder ein ganz liebes Dankeschön für die ausführlichen Zeilen. Ich will gar nicht daran denken wieviel Zeit und organisatorisches Tun nötig sind solche Texte zu verfassen.
    Mit freundlichen Gruß Herbert Resetarits