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Rudolf von Alt (1812 - 1905)

Rudolf von Alt war einer der populärsten Aquarellmaler des 19.Jahrhunderts in Wien. Durch seine naturgetreuen Bilder wurde u.a. das Erscheinungsbild Wiens im  19.Jahrhundert für die Nachwelt konserviert.

Jugend 

Rudolf wurde am 28. August 1812 in der Alser Straße 8 in Wien als erstes von 8 Kindern von Jakob Alt (1789-1872) und seiner Frau Maria Anna Schaller (1790-1872) geboren. Rudolfs Vater war ein bedeutender Maler seiner Zeit. Rudolf besuchte die Elementarschule an der Akademie der bildenden Künste zu St. Anna in Wien. Er wurde schon sehr früh von seinem Vater zu künstlerischer Tätigkeit und zum Naturstudium angeleitet. 

"Rudolf beim Malen", von Jakob Alt
"Rudolf beim Malen", von Jakob Alt

Gemeinsam mit seinen Geschwistern war Rudolf meist dabei, wenn sein Vater mit Staffelei und Malutensilien unterwegs war. Schon sehr früh durfte er zusammen mit den seinen Geschwistern Karl, Lidwina und Franz die Lithografien des Vaters kolorieren. Wie sein jüngerer Bruder Franz (1821-1914) lernte auch Rudolf bei seinem Vater das Handwerk eines Malers. Dazu nahm sie ihr Vater häufig auf seinen Reisen mit. Im Alter von etwa 11 Jahren unterstützte Rudolf seinen Vater bereits aktiv bei dessen Projekten. 

 

Die Familie Alt hatte als einer der ersten Haushalte in Wien bereits 1817 zu Weihnachten einen Christbaum im Hause stehen. Das war zur damaligen Zeit noch etwas ganz Neues. Die Familie übernahm den Brauch aus dem protestantischen Frankfurt, wo der Vater seine Wurzeln hatte.  

 

1825–1832 besuchte Rudolf die Wiener Akademie der bildenden Künste. Schon bald erhielt er dort einen ersten Preis. 1830 stellte er erstmals seine Werke an der Schule aus. Seine zukünftige Arbeit war aber weniger vom dortigen Unterricht, sondern vielmehr vom Vorbild seines Vaters geprägt. 

 

Künstlerische Laufbahn und Werke 

Rudolf von Alt

Nach der Akademie entwickelte sich Rudolf vom Assistenten seines Vaters zu dessen Partner und übernahm in der Arbeitsgemeinschaft schließlich die führende Stellung. Rudolf unternahm mit seinem Vater umfangreiche Reisen durch die Länder der Monarchie. Dabei arbeiteten die beiden so eng zusammen, dass es oft nicht möglich ist, zu unterscheiden von wem ein bestimmtes Bild geschaffen wurde. Der Höhepunkt ihrer Zusammenarbeit waren die sogenannten „Guckkastenbilder“ für den späteren Kaiser Ferdinand I. Dieser beauftragte 1833 u.a. Jakob und Rudolf Alt mit der Anfertigung von Landschafts- und Stadtansichten aus dem Habsburgerreich. Diese in Aquarelltechnik gefertigten Bilder konnten vom Betrachter durch den Guckkasten mittels optischer Linsen und Lichtquellen lebendiger und aufregender erlebt werden. Der Großteil dieser Aquarelle gelangte 1921 in die grafische Sammlung der Albertina in Wien. Noch heute kann man dort diese Werke von Jakob und Rudolf Alt durch den Guckkasten betrachten. 

Der Hohe Markt in Wien von Rudolf v. Alt, 1836
Der Hohe Markt in Wien, 1836
Gemälde "Stephansdom" von Rudolf von Alt

Rudolf schuf über 1.000 Aquarelle, mit denen er stimmungsvoll Landschaften, die Architektur und das Österreich der damaligen Zeit festhielt.  Zumindest ein Gemälde von ihm dürfte wohl allseits bekannt sein. Rudolf hat 1831 das erste Mal den Stephansdom gemalt. Im Laufe der Jahre entstanden an die 100 Bilder von diesem Motiv. Die Firma Manner übernahm ein Bild des Stephansdoms 1889 als Markenzeichen. Der Beweggrund dafür war, dass die Firma Manner ihren Ursprung in einem kleinen Geschäft beim Stephansplatz hatte, wo Schokolade und Kaffee verkauft wurde. Manner ist bis heute dem „Steffl“ eng verbunden und übernimmt die Lohnkosten für einen Steinmetz der Dombauhütte von St. Stephan.  

 

Im Vergleich zu seinen Aquarellbildern, malte Rudolf nur wenige Ölbilder. Es existieren heute noch 150 solcher Gemälde.   

Ab 1848 war Rudolf Mitglied der Wiener Akademie der bildenden Künste. Die kaiserliche Bestätigung dazu erhielt er aber erst 1866. Rudolf unternahm Malreisen Reisen durch ganz Europa. 

Votivkirche, Rudolf v. Alt

Bei diversen Architekturvorhaben wurden damals oft auch bildende Künstler einbezogen. So war auch Rudolf immer früh in solche Bauprojekte involviert. Mehrere Architekten von Ringstraßenbauten wandten sich an ihn, mit dem Auftrag Pläne und Skizzen zu malen.  Damit sollte man sich das geplante Gebäude besser vorstellen können. So entstanden von Rudolf auch anlässlich der öffentlichen Ausschreibung zum Bau der Votivkirche entsprechende Blätter. Kurz nach dem Attentat auf Kaiser Franz Joseph 1853 initiierte der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand Max, als Dank für das Überleben des Kaisers, die Errichtung einer Kirche. 75 eingereichte Architekturarbeiten wurden daraufhin bewertet und schließlich gewann der Entwurf von Heinrich Ferstel. Rudolf belebte die Skizzen nicht nur durch seine Aquarelltechnik, sondern auch durch die Darstellung des pulsierenden Lebens rund um das Gebäude.   

 

1864 bereiste Rudolf Deutschland und 1867 Italien bis nach Sizilien. Damals wurde er auch Mitglied der Berliner Akademie. 1867 lehnte er eine angebotene Professur an der Wiener Akademie ab. Rudolf litt lebenslang an Hemmungen und vermarktete sich teilweise schlecht.  

Salon der Fanny Elßler von Rudolf v. Alt, 1860
Salon der Fanny Elßler, 1860

Zeitweise verdiente sich Rudolf mit der Dokumentation von aristokratischem Interieur sein Geld.  So schuf er z.B. Bilder der Einrichtungen der Palais' von Harrach, Liechtenstein oder Dumba.  1863 wurde er  auf die Krim berufen, wo er den neu errichteten Zarenpalast malte.

 

Obwohl Rudolf und seine Werke in jungen Jahren nicht immer auf großes Echo stießen, erfuhr er in späteren Jahren große Anerkennung. Zahlreiche Ehrungen brachten dies zum Ausdruck. 1874 übernahm Rudolf die Präsidentschaft des Wiener Künstlerhauses. Im selben Jahr erhielt er auch den "Orden der Eisernen Krone III. Klasse". Damit verbunden war die Berechtigung, um die Erhebung in den Adelsstand anzusuchen. Dies tat Rudolf allerdings erst 1897.  In Folge davon wurde er zum Ritter erhoben und durfte sich fortan "Rudolf Ritter von Alt" nennen. 1875 wurde er mit dem "Reichel-Preis" der Akademie der bildenden Künste ausgezeichnet. 1876 erhielt er die Goldene Medaille der Weltausstellung in Philadelphia. 1879 wurde Rudolf Professor an der Wiener Akademie. 1888 verlieh man ihm das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft. 1892 erklärte ihn die Preußische Akademie der Künste in Berlin zu ihrem Ehrenmitglied

 

Auch im höheren Alter war Rudolf noch an den neuesten Entwicklungen in der Kunst interessiert und wurde deshalb auch eines der Gründungsmitglieder der Wiener Secession. Dazu gibt es folgende Anekdote: Als die Wiener Secession im Jahr 1897 gegründet wurde, wählten die Mitglieder, wie Gustav Klimt, Otto Wagner und Adolf Loos den bereits 85-jährigen Rudolf von Alt zu ihrem Ehrenpräsidenten. Bei der Eröffnungsfeier wurde dieser vom Kaiser gefragt, ob er sich nicht schon ein wenig zu alt für die neue Funktion fühle. Da antwortete Rudolf von Alt: „Majestät, Alt war ich schon bei meiner Geburt. Ich bin immer noch jung genug, um in jeder Stunde neu zu beginnen.“   

 

Seit 1841 wohnte Rudolf mit seiner Familie in der Skodagasse 11 im 8. Bezirk. Zuletzt plagten ihn die Gicht und Rheuma, so dass er sein Grätzel nur mehr selten verließ. Meistens arbeitete er nur mehr vom Fensterplatz aus und malte Eisengießerei, Fabriksgelände und andere Hinterhofbilder. Diese Werke sind heute in der Albertina zu besichtigen.

Schicksal seiner Werke während der NS-Zeit  

Adolf Hitler war ein großer Verehrer von Rudolf von Alt. Daher entsandte der Reichsleiter der NSDAP, Martin Bormann, unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs 1938 den Antiquar Ernst Schulte-Strathaus nach Wien, um möglichst viele Werke Rudolf von Alts aufzukaufen.  Rudolfs Tochter Louise war zu dieser Zeit beinahe mittellos und verkaufte daher 400 Blätter an ihn. Viele weitere besorgte sich Schulte-Strathaus auf dem Kunstmarkt. Die Werke stammten überwiegend aus dem Eigentum jüdischer Bürger, die auf der Flucht vor den Nazis waren. Die Werke landeten auf dem Berghof am Obersalzberg, in Amtsräumen und  in der Privatvilla von Bormann.  

Privates

Am 9. August 1841 heiratete Rudolf die Wienerin Hermine Oswald. Sie war eine Freundin seiner Schwester. Aus dieser Ehe gingen 2 Kinder hervor:

  • Rudolf-Heinrich               06.10.1842  – 15.10.1842
  • Maria-Leopoldine            02.10.1843 – 24.11.1843 

Am 21. November 1843 starb seine Frau Hermine kurz nach der Geburt ihrer Tochter im Alter von nur 23 Jahren. Wenige Tage später verlor Rudolf auch seine Tochter. Der Tod seiner jungen Frau und seiner Tochter stürzten Rudolf in eine tiefe Depression.

 

Am 16.2.1846 ging Rudolf seine zweite Ehe mit Engelberta Malitschek (1824-1881) aus Troppau ein. Die Hochzeit feierten sie in der Heimatgemeinde seiner Braut. Mit Berta hatte er dann noch 5 weitere Kinder: 

Engelberta-Franziska Alt
Engelberta
  • Hermine Maria                               07.09.1847 – 23.11.1883
  • Anna Engelberta                           20.08.1849 – 04.10.1902
  • Rudolf Jakob                                  17.04.1851 – 1914
  • Engelberta Franziska                   09.11.1855 – 13.10.1900
  • Aloisia Gabriele (Luise)               08.02.1859 – 27.09.1941 

Im Revolutionsjahr 1848 stellte sich Rudolf in Wien als Bürgergardist zur Verfügung. Seine Familie schickte er vorsichtshalber aus der Stadt. Als ihm dann Mitte Oktober 1848 die Ereignisse in Wien zu radikal wurden, verließ er zusammen mit dem damals sechzehnjährigen Maler Ludwig Passini (1832–1903) fluchtartig Wien. Sie nahmen im Gasthof Hofkirchner (heute "Gasthof zum Schwan") in Traismauer ein Notquartier. Auf einem Briefkuvert hielt er die Situation in schneller Skizze fest und malte auch in zwei dokumentierten Werken Bauernhäuser in Traismauer. 

Rudolf von Alt

Sein Lieblingslokal in Wien war der „Goldene Löwe“ in der Josefstadt, wo er sich mit den Literaten Ludwig Anzengruber, Vinzenz Chiavacci, und anderen am Stammtisch traf. 

 

Rudolf litt bereits ab den 1850er-Jahren an einem Tremor, der ihn vorerst bei seiner künstlerischen Tätigkeit kaum behinderte. Erst in sehr hohem Alter ließ sich das Zittern nicht mehr unterdrücken. Rudolf änderte dann seine Malstruktur in eine offenere Form.

 

Anlässlich seines 60. Geburtstags richtete das Künstlerhaus ihm zu Ehren im Jahr 1872 eine Ausstellung aus. Im August bzw. September desselben Jahres starben seine Eltern. 

 

Rudolfs Vater war mit Nikolaus Dumba befreundet gewesen. Diese Freundschaft zwischen den Familien pflegte auch Rudolf weiter. So war er z.B. im Spätsommer bzw. Herbst 1879 zu Gast bei der Familie Dumba in Liezen. Während dieser Zeit malte er natürlich auch einige Bilder. 

 

Am 15. September 1882 starb Rudolfs Frau Engelberta im Alter von 56 Jahren. Nach ihrem Tod kümmerte sich Rudolfs Tochter Aloisia (Louise) um ihn. 3 seiner Kinder starben noch vor ihm.  Von 1886 bis 1889 verbrachte Rudolf jeden Sommer in Gastein

Rudolf von Alt mit seiner Tochter Luise
Rudolf von Alt mit seiner Tochter Luise kurz vor seinem Tod in Bad Goisern

 

Tod und letzte Ruhestätte 

Ehrengrab von Rudolf von Alt

Am 12. März 1905 starb Rudolf von Alt  schließlich im hohen Alter von 93 Jahren zu Hause an einer bronchitischen Grippe. Sein Leichnam wurde in der Alser Kirche, dort wo er bereits getauft worden war, eingesegnet. Seine letzte Ruhestätte fand Rudolf in einem Ehrengrab am Zentralfriedhof.  Es befindet sich in der Gruppe 14A /Nr. 52. Das ist von Tor 2 aus bequem zu erreichen. Der Grabstein wurde 1908 vom Bildhauer Josef Engelhart gestaltet. Als Vorbild diente ihm die Bronze des „Wagenlenkers von Delphi“. Ursprünglich trug die Figur des Grabdenkmals in der rechten Hand einen blühenden Zweig. Leider ist dieser im Laufe der Zeit verschwunden. 

 

Als Rudolfs Tochter Aloisia 1941 starb, wurde auch sie hier bestattet. Am 15.11.1962 wurden dann auch die sterblichen Überreste seiner zweiten Frau Engelberta und seiner Tochter Hermine hierher verlegt. Wo die beiden vorher begraben waren, war leider nicht  zu eruieren.

 

 

Gedenken 

Denkmal Rudolf von Alt in Wien

In der Skodagasse 11 erinnert eine Gedenktafel am Wohnhaus daran, dass Rudolf von Alt von 1841 - 1905 dort  lebte.

 

1907 wurde der „Rudolf-von-Alt-Platz“ im 3. Wiener Gemeindebezirk nach dem großen Maler benannt. 1994 erhielt eine städtische Wohnhausanlage in der Skodagasse 22 den Namen „Rudolf-von-Alt-Hof“. Auch in Bad Gastein, wo Rudolf die Sommermonate 1886 bis 1899 verbrachte, wurde  der "Rudolf von Alt-Weg" nach ihm benannt. Am Haus, in dem er wohnte, erinnert eine Gedenktafel auf den bedeutenden Gast.

 

Zur Erinnerung an den großen Künstler wurde von Hans Scherpe am Minoritenplatz ein überlebensgroßes Denkmal aus Stein errichtet. Es wurde am 28.10.1912 enthüllt. 

 


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