Herkunft der Winklers
Der jüdische Kaufmann Israel Winkler (1786-1854) und seine Frau Theresia Lewin (1790-1858), die „Rösel" genannt wurde, lebten in Mistek (Mähren). Später zogen sie nach Proßnitz. Aus ihrer Ehe gingen 5 Kinder hervor:
- Ester (*1814)
- Salomon (1817 – 1883)
- Michael (1822-1893)
- Hany (*1825)
- Alois (1828-1897)
Theresia verbrachte nach dem Tod ihres Mannes einige Zeit in Wien. Bei diesem Aufenthalt starb sie am 22. Juli 1859 an Altersschwäche. Ihr Leichnam wurde nach Proßnitz überführt und dort bestattet.
Michael Winkler (1822-1893)
Michael wurde am 17.7.1822 in Mistek geboren. Über seine Jugend und seine Ausbildung konnte ich nichts in Erfahrung bringen. 1845 gründete er als Schildermaler ein Unternehmen in Pest. Im Dezember 1848 heiratete er dort Karoline (Lina) Knap (1830-1906). Sohn Jakob kam noch in Pest zur Welt. Nach einigen Jahren übersiedelte Michael ca. 1857 mit seiner Familie und seinem Unternehmen nach Wien. Hier betrieb er sein Unternehmen weiter und arbeitete ein neues Schema für die Hausnummerierung aus. Dabei dürfte er eng mit seinem Bruder Alois zusammengearbeitet haben. Später wurden die beiden Brüder im geschäftlichen Bereich zu Konkurrenten.
Michael und Lina hatten mindestens acht Kinder:
- Jakob (1856-1936), nannte sich später Jacques ⚭ 1887 Maria Mayer (+1945)
- Fanni (1857-1941) ⚭ Polizei-Kommisär Heinrich Wellim
- Theresia (1858-1920)⚭ Fabrikant Lazar Abraham Amigo
- Heinrich (*1860)
- Albert (*1861)
- Rudolf (*1863)
- Bernhard (1865-1942)
- Ignaz (*1867)
Michael Winkler engagierte sich auch im karitativen Bereich. Er war Vorstandsmitglied des Israelitischen Tempel-Vereines für Mariahilf und Neubau. In dieser Funktion setzte er sich 1883/1884 intensiv für die Errichtung der Vereinssynagoge in der Schmalzhofgasse ein. 1868 war er auch an der Gründung des israelitischen Humanitätsverein für die westlichen Bezirke Wiens "Nachlat Jeschurun" beteiligt. 1885-1893 fungierte er als Präsident des Vereines. Michael Winkler war 1880 auch der Initiator der Gründung des Israelitischen Frauenwohltätigkeitsverein für die Bezirke Mariahilf und Neubau.
Er ließ für die Suppen- und Tee-Anstalt von Mariahilf-Neubau neuartige Suppen- und Teekessel konstruieren. Damit ersetzte er die bisher verwendeten einfachen Kupferkessel zum Kochen der Suppe. Diese waren innen verzinnt gewesen. Durch das Erhitzen über offenem Feuer, krusteten die Kessel schnell an. Beim Umrühren löste sich das Zinn, was die Bildung von Kupferoxyd begünstigte. Dieser gesundheitsschädliche Aspekt veranlasste Michael eine neue Generation von Kesseln zu entwickeln. Im wesentlichen handelte es sich um 2 ineinander liegende Kessel. Der Zwischenraum zwischen den Kesseln wurde mit Glycerin gefüllt. Damit gab es kein Anlegen am Kessel mehr und die Suppe konnte wesentlich länger warmgehalten werden. Auch die Teekessel verbesserte Michael entsprechend. Über diese Neuerungen schrieb Michael eine entsprechende Publikation.
Das Unternehmen des Schildermalers
Michael gründete 1845 eine Fabrik in Pest. In dieser produzierte er mittels Metallguss Orts- und Straßentafeln, Meilenzeiger, Hausnummern und sonstige Schilder für Versicherungs- und Eisenbahngesellschaften und öffentliche Einrichtungen. Vorerst wurden die Schilder noch händisch bemalt. Er entwickelte dann ein Verfahren, durch das auf die Schilder und andere Materialien mittels Öldruckes Schrift und sonstige Zeichen aufgebracht werden konnten. Für diesen „Schilder-Öldruck“ bekam Michael am 22. September 1853 vom k.k. Handelsministerium ein Privilegium für 5 Jahre zugesprochen. 1854 erhielt er für die Verbesserung seines Verfahrens, durch das die Platten auch in allen Farb-Nuancierungen, insbesondere mit Gold- und Silber bedruckt werden konnten, ein weiteres Privilegium. 1856 produzierte Michael circa 1.000 Zinktafeln mit Straßennamen für Pest.
Kurz darauf übersiedelte er mit seiner Familie und seinem Unternehmen nach Wien. Gemeinsam mit seinem Gesellschafter Ignaz Gans führte er die „Michael Winkler k.k. landesprivilegierte Metallguss-Schilderaufschriften, Ornamenten- und Blechdruckwaren-Fabrik“. Es war der erste Betrieb dieser Art in Österreich. Der Standort war zunächst in Gumpendorf, in der Millergasse Nr. 583-589 (heute 6, Millergasse 42-44).
1857 musste Michael um eine neuerliche Ausstellung seiner Privilegien ansuchen, da seine Urkunden in Verlust geraten waren. Diese Privilegien wurden dann mehrfach verlängert. Michael machte aber auch noch andere Erfindungen, für die er Privilegien erhielt, wie z.B.
- 1860 Erfindung von Sicherheitsschlössern mit Mignon-Schlüsseln
- 1861 Verbesserung einer Maschine zum Befeuchten von Kopierpapier
- 1864 Verbesserung des Verschlusses feuerfester und einbruchsicherer Geld- und Dokumentenkassen
- 1869 Erfindung, Schrift und Tafel von Metall-Aufschriftstafeln, in einem Guss zu erzeugen
1859 lieferte Michael ca. 58.000 Hausnummerntafeln und 2.000 Ortstafeln in den Prager Kreis. Seine Produkte verkaufte er in die gesamte Monarchie, als auch in Länder wie Deutschland, Frankreich oder Belgien. Mit seinen Erzeugnissen war Michael auch auf diversen Weltausstellungen präsent, wie z.B. 1855 in Paris, 1862 in London, 1873 in Wien und 1876 in Philadelphia.
Für die 1862 verordnete Neunummerierung der Hausnummern in Wien, die er konzipiert hatte, stellte Michaels Unternehmen ca. 12.000 Hausnummernschilder und ca. 3.000 Straßentafeln her. Nach der Lieferung der Ware stellte Michael eine Nachforderung von mehreren tausend Gulden. Die Gemeinde Wien zahlte aber nicht. Dies führte zu einem mehrjährigen Prozess, der erst 1871 mit einem Vergleich endete. Michael erhielt dann nur einen Bruchteil seiner Forderungen. In der Zwischenzeit konnte 1866 ein Konkurs abgewendet werden.
Zur Zeit der Wiener Weltausstellung 1873 beschäftigte Michael etwa 50 Arbeiter. Die Fabrik befand sich damals in der Mariahilfer Straße 117 und stellte etwa 100.000 Schilder im Jahr her. 1876 übersiedelte das Unternehmen auf die gegenüberliegende Straßenseite Mariahilfer Straße 118. Als Michaels Sohn Jakob ins Unternehmen einstieg, erfolgte 1881 eine Umbenennung des Betriebes in „Michael Winkler & Sohn“.
1886 wurde die Stephaniebrücke in Wien feierlich eröffnet. In 4 Nischen der Brückenpfeiler wurden Gedenktafeln aus Metall angebracht. Diese stammten aus der Werkstatt Michaels und wurden nach Zeichnungen des Architekten Hilser angefertigt. 1887 wurde Michael vom Handelsgericht Wien zum „k.k. Schätzmeister und Sachverständigen in Metallguss-Aufschriften“ ernannt. 1889 stellte das Unternehmen u.a. eine Gedenktafel für den „Gasthof zur goldenen Sonne“ in Gmunden her. Diese erinnert daran, dass Josef II. am 26. und 27.9. 1779 dort wohnte.
Nach Michaels Tod 1893 führte seine Frau Karoline als Gesellschafterin gemeinsam mit dem Sohn Jakob die Firma weiter. Nach Karolines Ableben 1906 übernahm Jakob als Alleineigentümer die Firma.
1895 übersiedelte die Fabrik in den 15. Wiener Gemeindebezirk in die Löhrgasse 17. An der Häuserfront erinnern noch heute medaillenartige Gebilde an das Unternehmen. Sie stellen scheinbar Auszeichnungen oder Erinnerungsmedaillen anlässlich von Großveranstaltungen, wie der Wiener Weltausstellung, dar.
Nach Jakobs Tod 1936 wurde dessen Tochter Karoline Winkler Eigentümerin des Unternehmens. Wie das Unternehmen die NS-Herrschaft überstand, ist unklar. Jedenfalls trat die Familie scheinbar aus der jüdischen Glaubensgemeinschaft aus. 1953 wurde die Fabrik von den Nachkommen Winklers an Friedrich Foit verkauft. Sie firmierte dann unter der Bezeichnung "Friedrich Foit vormals Mich. Winkler & Sohn" und produzierte weiterhin Hausnummern-, Straßen- und Ortsschilder. Außerdem war sie am Bau von Wiener U-Bahn-Stationen beteiligt. Die Löschung aus dem Firmenbuch erfolgte 2001.
Geschichte der Hausnummern und Winklers neue Ordnung
Bevor Häuser mit Nummern versehen wurden, kennzeichnete man Gebäude, in denen sich Geschäfte oder Gaststätten befanden, mit Hauszeichen (Schildnamen). So gab es z.B. Häuser mit Namen wie „zum blauen Karpfen“, „zu den 7 Sternen“ oder „zu den drei Raben“. Ein eigenes Verzeichnis sollte das Auffinden derartiger Häuser erleichtern. Bemalte Darstellungen zierten meist solche Häuser und dienten so auch der Orientierung.
Im 16. Jahrhundert war jeder Wiener Bürger verpflichtet, Wohnräume seines Hauses Beamten und Lakaien des Hofes zu überlassen. Um den Überblick über freie Wohnräume zu erleichtern, wurde 1566 die Nummerierung der Häuser angeordnet. Diese Bestimmung galt nur für bürgerliche Hausbesitzer, nicht aber für Adelspersonen. Erst Josef II. setzte 1781 das Privileg der „Hofquartierfreiheit" außer Kraft.
1749 ließ Kaiserin Maria Theresia aus militärischen Überlegungen, in den böhmischen und österreichischen Ländern Volkszählungen, sogenannte Seelenkonskriptionen, durchführen. Dabei wurden auch alle Häuser mit einer Zahl versehen. Diese Konskriptionsnummer wurde an jedem Gebäude aufgemalt. Dies erfolgte mit schwarzer oder roter Farbe und zwar außen am Haus und auch innen. In Wien wurde ausschließlich rote Farbe dafür verwendet. Das Anbringen von Schildern oder Tafeln an der Hausmauer war zu jener Zeit verboten. Die Nummerierung begann bei der Hofburg mit der Nummer 1. Der Rest der Stadt wurde ohne besonderes Konzept durchnummeriert. Ebenso verfuhr man in den Vorstädten, wo ebenfalls jeweils mit der Nummer 1 begonnen wurde. Neubauten erhielten einfach die nächsthöhere freie Nummer. Immer wieder kam es aus div. Gründen zu Um-bzw. Neunummerierungen. Diese Art der Hausnummerierung war als Orientierungshilfe völlig ungeeignet. Oft irrten Leute, die ein bestimmtes Haus suchten, stundenlang umher.
Michael Winkler konzipierte dann eine neue Art der Häusernummerierung. Sie sollte vor allem der Orientierung dienen. In Wien wurde die Einführung der Orientierungsnummern am 2. Mai 1862 vom Gemeinderat beschlossen und 1863 umgesetzt. Vorerst wurden diese Hausnummern zusätzlich zur Konskriptionsnummer angebracht. Später erfolgte die Kennzeichnung der Häuser nur mehr ausschließlich durch die Hausnummer. Die Konskriptionsnummer blieb aber als Einlagenzahl bestehen.
Bei diesem Projekt dürften die Brüder Michael und Alois eng zusammen gearbeitet haben. Heute wird das Konzept aber immer nur Michael zugeschrieben. Dabei wurden die Häuser nach Gassen- und Straßenzügen nummeriert. Auf der linken Straßenseite wurden ungerade und auf der rechten Straßenseite gerade Nummern vergeben. In Längsstraßen erfolgte die Nummerierung vom Stadtzentrum (Stephansplatz) aus stadtauswärts. Bei Querstraßen vom niedrigeren zum höheren Bezirk verlaufend. Bei Plätzen wurde im Uhrzeigersinn nummeriert. Jedes Haus, aber auch jeder freie Bauplatz bekam dabei eine Nummer. Ein Eckhaus erhielt sogar auch auf der Front ohne Eingang eine entsprechende Nummer. Durchhäuser wurden auf jeder Straßenseite nummeriert. Im Wesentlichen gilt diese Vorgehensweise der Hausnummerierung noch heute.
Aufgrund der erfolgten Eingemeindung der Vorstädte (Bezirke 2–9) wurden diverse Gassen und Straßen auch umbenannt, so dass jeder Name in Wien nur mehr einmal vorkam. Zur Orientierung wurden Straßen- und Hausnummerntafeln angebracht. Hergestellt wurden sie in der "k.k. priv. Metallgußfabrik" von Michael Winkler. Die Schilder wurden in Zink gegossen und weiß lackiert. Die Gassen- bzw. Straßennamen und die Hausnummern wurden mit erhabenen schwarzen Ziffern und Buchstaben in Frakturschrift geschrieben. Bei Plätzen wurde rote Farbe dafür verwendet. Die Tafeln hatten einen farbigen Rand, der je nach Bezirk eine unterschiedliche Farbe aufwies:
- 1. Bezirk: rot
- 2. Bezirk: violett
- 3. Bezirk: grün
- 4. Bezirk: rosa
- 5. Bezirk: schwarz
- 6. Bezirk: gelb
- 7. Bezirk: blau
- 8. Bezirk: grau
- 9. Bezirk: braun
Auch die Form der Tafeln hatte eine Bedeutung. So erhielten Längsstraßen rechteckige Schilder, während auf Querstraßen ovale Tafeln angebracht wurden.
Michael Winkler veröffentlichte 1862/1863 ein "Orientierungsschema" mit entsprechenden Planbeilagen. Dieses Dokument enthielt sowohl die neuen Hausnummern, als auch die alten Konskriptionsnummern. Noch heute ist diese Publikation Grundlage für die Umrechnung von alten Hausnummern. Bei einer Audienz überreichte Michael 1863 Kaiser Franz Joseph eine Prachtausführung seiner Publikation.
In den restlichen, noch nicht eingemeindeten Vorstädten, wurde weiterhin die Konskriptionsnummer verwendet. Erst nach deren Eingemeindung (Bezirke 11-19) wurden auch diese neu nummeriert und erhielten entsprechende Straßen- und Hausnummerntafeln. Die Ränder dieser Tafeln waren allerdings farblich einheitlich gestaltet. 1890 erfolgte eine Bereinigung von gleichlautenden Straßennamen in diesen Bezirken. Mit der Herstellung der erforderlichen Straßen- und Hausnummernschilder wurde das Unternehmen von Alois Winkler beauftragt.
Die alten Straßen- und Hausnummernschilder blieben bis 1923 in Verwendung. Sie wurden dann durch blaue Blechschilder abgelöst. Zu oft waren die kostbaren Zinkschilder entwendet worden. Ab 1958 wurden auch die Hausnummernschilder gegen blaue Emailtafeln ausgetauscht. Später brachte man aus historischen Gründen wieder einige nachgemachte alte Schilder an.
Ehrungen, Tod und letzte Ruhestätte
Nach der Anbringung der neuen Straßen- und Hausnummern, wurde Michael Winkler 1863 von einer Commission der Gemeinde, unter der Führung des damaligen Bürgermeisters Dr. Alfred Zelinka, dem Kaiser vorgestellt. Dieser verlieh ihm das Goldene Verdienstkreuz.
1884 wurde zu Ehren von Michael Winkler im 17. Bezirk die „Winklergasse“ nach ihm benannt.
Im Juli 1892 feierte Michael seinen 70. Geburtstag. Es stellten sich viele Gratulanten ein, war er doch in der Wiener Gesellschaft allseits bekannt und hoch geachtet. Michael starb kaum ein Jahr später, am 20. April 1893 im Alter von 71 Jahren. Sein Grab befindet sich in der Israelitischen Abteilung des Wr. Zentralfriedhofs in der Gruppe 7, Reihe 27, Grab 39 und ist am besten von Tor 1 aus zu erreichen. Hier fand 1906 auch seine Frau Karoline ihre letzte Ruhestätte. Sie starb am 6.11.1906.
Michaels Sohn Jakob Winkler und seine Familie wurden am allgemeinen Teil des Zentralfriedhofs, in der Gruppe 2/ Reihe 28/67 beerdigt.
Michaels Tochter Fanni Wellim wurde im israelitischen Teil des Zentralfriedhofs bei Tor 1 bestattet. Sie liegt im Familiengrab der Familie Wellim. Es befindet sich in Gruppe 52a/Reihe 12/5.
Ebenfalls in der israelitischen Abteilung des Zentralfriedhofs bei Tor 1 ist Michaels Tochter Theresia Amigo bestattet. Sie fand im Familiengrab ihres Ehemannes in der Gruppe 8/Reihe 6/27 ihre letzte Ruhestätte.
Michaels Sohn Bernhard wurde am Neuen Jüdischen Friedhof bei Tor 4 zur letzten Ruhe gebettet. Das Grab befindet sich in Gruppe 20/Reihe 31/5.
Alois Winkler (1828-1897)
Alois wurde am 17.10.1828 in Proßnitz geboren. Auch aus seiner Jugend ist nichts bekannt. Er ließ sich wie sein Bruder Michael in Wien nieder. Hier wohnte er vorerst in der Leopoldstadt Nr. 52. Am 17.10.1852 heiratete er Caroline Mayer (1827-1898). Die beiden setzten 6 Kinder in die Welt.
- Julius (1853–1891) begraben im jüd. FH Baden, Reihe 2/371
- Emil (1855-1930) ⚮ Emma Schmiedl
- Fanny (Franziska) (1857-1934) ⚭ Fabriksbesitzer Berthold Kuschnitzky
- Therese (1859-1937) ⚭ Fabriksbesitzer Alfred Kuschnitzky
- Ferdinand (1861-1935)
- Sofie (1864-1942)⚭ Emil Kuschnitzky
Später wohnte die Familie im 1. Bezirk, am Schottenring 2. Bemerkenswert ist, dass die 3 Töchter Fanny, Therese und Sofie 3 Brüder aus der Familie Kuschnitzky geheiratet haben.
Alois Winkler arbeitete als privilegierter Gold-, Ölfarben-Blechdruckfabrikant und war auch konzessionierter Steindruckerei-Inhaber. Seine Fabrik befand sich in der Gumpendorfer Straße 147. Anfangs arbeiteten die beiden Brüder Michael und Alois noch in Kooperation. Vor allem bei der Ausarbeitung des neuen Hausnummernsystems arbeiteten sie Hand in Hand. Mit der Zeit wurden die beiden Unternehmen aber immer mehr zu Konkurrenten.
Die Firma von Alois Winkler stellte auch 1873 bei der Weltausstellung in Wien aus und Emil wurde in diesem Zusammenhang mit 2 Verdienstmedaillen ausgezeichnet.
Bei der Eingemeindung der Vororte als Bezirke 11 – 19, wurde 1894 eine Bereinigung von gleichlautenden Straßennamen im neuen Wien vorgenommen. Mit der Herstellung der erforderlichen Straßen- und Hausnummernschilder wurde das Unternehmen von Alois Winkler beauftragt. Im Gegensatz zu Michael, war Alois Winkler „k.k. Hoflieferant“.
Sohn Emil stieg ins Unternehmen seines Vaters ein und führte es nach dessen Tod 1897 auch weiter. Ab 1888 war es eine öffentliche Gesellschaft mit dem Namen „Winkler Alois & Co“
Tod und letzte Ruhestätten
Alois Winkler starb am 15.5.1897 in seiner Wohnung am Schottenring. Begraben wurde er in im jüdischen Teil des Zentralfriedhofs beim Tor 1, in der Gruppe 20/9/57. Dort fand auch seine Frau Caroline, die nur ein Jahr später, am 24.12.1898 an Rippenfellentzündung starb, ihre letzte Ruhestätte. Weiters wurden auch ihre Söhne Emil († 29.1.1930) und Ferdinand († 10.1.1935) in diesem Grab beigesetzt.
Sohn Julius, der am 30.8.1891 im Alter von nur 38 Jahren starb, liegt am israelitischen Friedhof in Baden, Gruppe 2/371, begraben.
Tochter Fanny Kuschnitzky starb am 28.5.1934 und wurde am Döblinger Friedhof bestattet.
Therese und Alfred Kuschnitzky hatten 3 Söhne: Richard, Oswald und Paul. Während des 2. WK. änderten sie ihren Namen in Kush. Oswald übernahm den elterlichen Betrieb einer Fabrik für Öfen und Haushaltsgeräte. Oswald wurde in Nizza verhaftet und 1942 angeblich vom KZ Brancy-Paris nach Deutschland überstellt, wo er vermutlich umgekommen ist. Richard war ein bedeutender Rechtsanwalt in Wien, der nach dem Krieg dort seine Tätigkeit wieder aufnahm.
Salomon Winkler (1817-1883)
Salomon Winkler (1817–1883) war der ältere Bruder von Michael und Alois Winkler. Er war vorerst als Kantor in Gleiwitz (Polen) tätig. Seine Familiendokumente befinden sich im Jüdischen Museum in Berlin. Salomons Sohn Leopold (1869–1924) studierte am Wiener Konservatorium und wanderte in die USA aus, wo er als Pianist und Klavierlehrer tätig war. In Brooklyn wirkte er als Direktor des Conservatory of Musical Art.
Bildquellen:
- Michael Winkler: Amtsblatt der Stadt Wien 1969 digitale Wienbibliothek
- Suppenküche: ONB Digital
- Fabrik Winkler: Österr. Bericht über die Internat. Ausstellung in London 1862, Seite 684 ONB Digital
- Hotel goldene Sonne
- alle Fotos Löhrgasse - © Karin Kiradi
- Alle Werbeeinschaltungen - Anno ONB
- Wr. Schildregister - digitale Wienbibliothek
- Beispiele für Schildnamen - © Karin Kiradi
- Straßen- und Schildverzeichnis 1773 - digitale Wienbibliothek
- Beispiele für Konskriptionsnummern - © Karin Kiradi
-
Beispiele für alte Straßen- bzw. Hausnummernschilder - © Karin Kiradi
-
Farbschema - digitale Wienbibliothek
-
Todesanzeigen Michael Winkler - Neue Freie Presse v. 22. April 1893, Seite 15 - Anno ONB
-
Danksagung anl. Begräbnis Michael Winkler: Neue Freie Presse v. 26. April 1893, Seite 14 - Anno ONB
- Grab Theresia Amigo - © Karin Kiradi
- Blechtafel aus Produktion Alois Winkler - Reklameschilder
- Werbung Fa. Alois Winkler: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung v. 10. Mai 1897, Seite 10, Anno ONB
- Grab Alois Winkler - @ Karin Kiradi
- Traueranzeige Alois Winkler - Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, vom 17. Mai 1897, Seite 6 - Anno ONB
- Traueranzeige Caroline Winkler - Geni
- Traueranzeige Julius Winkler - Neue Freie Presse v. 31. August 1891, Seite 7 - Anno ONB
- Traueranzeige Fanny Koschnitzky - Geni
Quellen:
- Michael Winkler: Geschichte Wiki Wien
- Michael Winkler & Sohn: Geschichte Wiki Wien
- Michael Winkler: Österr. Biographisches Lexikon
- Michael Winkler: Regio Wiki AT
- Sterbeeintrag Theresia Winkler: Familysearch
- Amtsblatt der Stadt Wien 1969 - Digitale Wienbibliothek
- Publikation über Suppen- und Teeküche: ONB Digital
- Österr. Bericht über die intern. Ausstellung in London 1862 - ONB Digital
- Prozess: Neues Wiener Tagblatt v. 19. 8. 1868, Seite 2 - Anno ONB
- Vergleich: Neues Fremden-Blatt v. 28. Juni 1871, Seite 6 - Anno ONB
- Klagenfurter Zeitung v. 9. Juli 1861, Seite 5 - Anno ONB
- Vereinigte Laibacher Zeitung, v. 20. Januar 1870, Seite 5 - Anno ONB
-
Vereinigte Laibacher Zeitung v. 14. Dezember 1853, Seite 5 - Anno ONB
-
Klagenfurter Zeitung v. 16. März 1859, Seite 6 - Anno ONB
-
Wiener Zeitung, v. 2. August 1857, Seite 28 - Anno ONB
-
Vereinigte Laibacher Zeitung v. 25. April 1862, Seite 6 - Anno ONB
-
Vereinigte Laibacher Zeitung v. 9. Juli 1868, Seite 5 - Anno ONB
- Wr. Bezirksmuseum Rudolfsheim-Fünfhaus
- Austria Academie of Science - Biographie des Monats
- Familia Austria
- Wr. Weltaustellungs-Zeitung / Int. Austellungs-Zeitung v. 15. März 1873, Seite 5 - Anno ONB
- Wr. Weltaustellungs-Zeitung / Int. Austellungs-Zeitung v. 21. August 1873, Seite 2 - Anno ONB
- Straßenschilder: Wienmuseum
-
E-Book "Stadtbildverluste Wien: ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte"
- Lehmann's Adress und Firmenverzeichnisse
- Verordnungsblatt / Magistrat der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien : (1861-1863)- Wienbibliothek
- Amtsblatt der Stadt Wien : (1894) - Wienbibliothek
- ÖFR
- Sagen
- Neue Freie Presse v. 15. Mai, Seite 22 - Anno ONB
- Neue Freie Presse v. 16. Mai 1897, Seite 5 - Anno ONB
- Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) v. 30. Dezember 1936, Seite 32 - Anno ONB
- Das Vaterland v. 30. Januar 1887, Seite 4, Anno ONB
-
(Neuigkeits) Welt Blatt v. 12. Dezember 1899, Seite 9 - Anno ONB
-
Der Wiener Schilderfabrikant Michael Winkler - Biografieblog - derStandard.at
- Geburts- Heirats- und Sterbeeinträge - Familysearch
- Grabsuche Wien
- Friedhofsdatenbank IKG
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Herbert Resetarits (Mittwoch, 03 August 2022 18:54)
Wieder sehr interessant und informativ . Mit vielen neuen Infos. Danke freu mich immer auf deine Berichte.
Hedwig Abraham (Mittwoch, 03 August 2022 21:30)
Ich bin wieder mehr als begeistert von der anschaulichen Erzählweise und den dazugehörigen umfangreichen Bildmaterial jeglicher Form. toll, toll, toll!!!!!
Danke für die Aufnahme des Themas und dass du mir den Winkler in Gruppe 7 wieder in Erinnerung gerufen hast.
Viele liebre Grüße mir echter Hochachtung
Hedwig
renate draxler-weber (Samstag, 06 August 2022 10:59)
Gratuliere!!! Sehr interessanter Beitrag über Hausnummern und Strassenschilder. Werde nächstens in der Stadt genau schauen. Liebe Grüsse! Renate
Gabriele Steindl (Freitag, 19 August 2022 10:16)
Wow, ein toller und lehrreicher Artikel - danke