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Dr. Karl Goldmark (1830-1915)

Herkunftsfamilie und Jugend

Rubin Goldmark (1798-1868)
Rubin Goldmark

Rubin Goldmark (1798-1868) stammte aus einer jüdischen Familie in Polen. Er heiratete seine Stiefschwester Edelise Mendelsburg. Damit machte er seine Stiefmutter gleichzeitig auch zu seiner Schwiegermutter.  Edelise war die Enkelin von Joseph Mendelsburg, einem der reichsten und angesehensten Männer in der Provinz Warschau. Edelise soll eine außerordentlich hübsche junge Frau gewesen sein. Bald stellte sich Nachwuchs ein. Ihr Sohn erblickte am 15. August 1819 in Krzyz (Polen) das Licht der Welt und erhielt nach seinem Urgroßvater den Namen Joseph Jakob. Das Familienglück währte aber nicht lange. Edelise erkrankte schwer und starb am 14.12.1822. Die Trauer um den Verlust seiner Frau stürzte Rubin Goldmark in eine tiefe Depression. Zuerst war er wie gelähmt. Dann versuchte er dem Leid zu entfliehen, indem er seine Heimat, seine Eltern und seinen kleinen Sohn verließ. Joseph Jakob wuchs ab da bei seinen Großeltern auf. 

Marie Goldmark geb. Krausz (1809-1877)
Marie Goldmark

Rubin Goldmark suchte sein Glück dann in Ungarn. Zuerst ließ er sich in Pápa nieder. Dort lernte er Marie Krausz (1809-1877) kennen. Bald nach ihrer Heirat zog das Paar nach Kesztely am Plattensee, wo Rubin Goldmark Kantor und Notär der jüdischen Gemeinde wurde. Keszthely war damals eine vornehme Sommerdestination für die bessere Gesellschaft. 1827 kam Tochter Johanna Juliana zur Welt, 1828 Tochter Rebeka und am 18. Mai 1830 erblickte Sohn Karl (Károly) (1830-1915) das Licht der Welt. Nun holte Rubin Goldmark auch seinen Erstgeborenen, Joseph Jakob, aus Polen zu sich nach Keszthely. Die Kinder aus der zweiten Ehe hatten also plötzlich einen älteren Bruder. Rubin Goldmark investierte die Mitgift, die seine erste Frau in die Ehe mitgebracht hatte, in die Ausbildung seines Sohnes Joseph. Er durfte von 1831-1837 das königliche Gymnasium in Keszthely besuchen. Anschließend sollte er an der Universität Wien Medizin studieren.

 

Die Familie wuchs rasch weiter. 1831 kam Sohn Hermann, 1833 Tochter Cyli und 1834 Sohn Aron dazu. Die Familie übersiedelte inzwischen nach Táb und ließ Joseph in Keszthely zurück. In ihrem neuen Domizil blieben sie ungefähr ein Jahr. 1834 verlegten die Goldmarks ihren Wohnsitz nach Németkeresztur (heutiges Deutschkreutz im Bgld.) Dort kamen noch viele weitere Kinder zur Welt. Wieviele es tatsächlich waren, lässt sich heute nicht mehr ganz sicher sagen. Karl Goldmark selbst wusste nicht genau wie viele Geschwister er hatte. In seiner Biographie erinnert er sich, dass es 12 lebende Kinder waren. Mit den bereits verstorbenen sollen es 21 oder 24 gewesen sein.

 

Ich konnte Daten einiger Goldmark-Kinder herausfinden, wobei die Geburtsdaten in den verschiedenen Quellen auseinandergehen:

  • Dr. Joseph Jakob (1819-1881) ⚭ Regine Wehle (1835-1924)
  • Johanna (1827-1911) ⚭ Moritz Friedmann (1823-1891)
  • Rebeka (*1828)
  • Dr. Karl (Károly) (1830-1915)
  • Hermann (*1831)
  • Cyli (*1833)
  • Aron (1834-1849)
  • Alexander (Sándor) (1838-1911) ⚭ Sáli Spitzer
  • Leo(pold) Moses (*1839)
  • Rozalia (Szály) (1841-1904)
  • Leo (*1843-1927) ⚭ Augusta Stern (1848-1891)
  • Netty (*1844)
  • Szaly (Roszalia) (*1845) ⚭ 1. Heinrich Rosenberg (1836-1878)                                       
                                                          2. Armin Nobel (*1832)
  • Anna (*1847) ⚭ Ignaz Nagy
  • Ignatz (*1848) ⚭ Hermine Bergl
  • Adolph (1850-1915) ⚭ Ida Wehle

Gewohnt hat die Familie im Ghetto von Deutschkreutz. Der Ort stand zwar unter dem katholischen Einfluss des Adels, aber hier trafen unterschiedliche Kulturen aufeinander. Obwohl die Siedlung in Ungarn lag, war ein Großteil der Bevölkerung deutschsprachig. Die jüdische Gemeinde trug den Namen „Zelem“. Rubin Goldmark konnte mit seinem Gehalt von 200 Gulden jährlich seiner Familie keinen großen Luxus bieten. Sie lebten in ärmlichen Verhältnissen. Die älteren Geschwister kümmerten sich um die jüngeren. Laut Karl Goldmark soll es im ungarischen Deutschkreutz für die deutsche Bevölkerung keine Schule gegeben haben. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der damalige konservative Rabbiner von Deutschkreutz der christlich geprägten Schulbildung kritisch gegenüberstand. Entweder schickte man die Kinder nicht zum Unterricht oder sie schwänzten meist die Schule. Sie spielten lieber sorglos auf Wiesen, Feldern und in Wäldern und machten, wonach ihnen gerade zumute war. Karl Goldmark war auch noch viele Jahre später der ungarischen Sprache nicht mächtig. Lesen und Schreiben lernte er erst mit 12 Jahren. Als Lehrer fungierte sein späterer Schwager Moritz Friedmann. Kunst in Form von Musik, Bildern, Theater oder Büchern existierte in der Welt der Goldmarks nicht. 

Karl Goldmark (1830-1915)

Die erste „Begegnung mit Musik“ hatte Karl Goldmark als Kind, als er auf der Wiese liegend von weitem das Glockengeläut und dann Orgelmusik aus der fernen katholischen Kirche vernahm. Dieses Erlebnis war ausschlaggebend für seinen weiteren Lebensweg. Bei einer anderen Gelegenheit machte sich sein musikalisches Talent bemerkbar. Nach einem Hochzeitsessen blieben viele halbgefüllte Gläser zurück. Karl Goldmark schlug die Gläser mit einem Stäbchen an. Dabei bemerkte er, dass er je nach Füllung unterschiedliche Töne produzieren konnte. Rasch stellte er sich eine Reihe von Tönen zusammen, mit denen er zum Erstaunen seiner Umgebung ihm bekannte Lieder spielte. Ein Chorsänger der Gemeinde gab ihm dann Unterricht im Geigenspiel. Mit 12 Jahren wurde er an einen Geigenlehrer an der Ödenburger Musikschule übergeben. Das bedeutete für Karl Goldmark zweimal die Woche einen 2stündigen Fußmarsch von Deutschkreutz nach Ödenburg zum Unterricht und dann wieder zurück. Dort erlebte er auch das erste Mal eine Theatervorstellung, die bei ihm großen Eindruck hinterließ. 1843 trat Karl Goldmark mit seinem Geigenspiel in einem Vereinskonzert auf. Es war nicht nur sein erster Auftritt vor Publikum, bei dieser Gelegenheit sah und hörte er auch erstmals ein Klavier.

 

Die ersten Jahre in Wien

Karls Halbbruder, Joseph Goldmark studierte in Wien Medizin. Er nahm den 14jährigen Karl bei sich in der Schlösselgasse auf.  Karl musste als Gegenleistung alle niederen Dienste im Haushalt verrichten, wie Holz- und Wassertragen oder Kleider und Schuhe reinigen. Dafür erhielt er auch Frühstück und Abendessen. Das Mittagmahl spendierten 7 wohltätige Familien, wo er abwechselnd einen „Freitisch“ hatte. Joseph bestritt seinen Lebensunterhalt mit der Abhaltung von Chemiekursen. Für die Vorbereitungsarbeiten dazu war sein kleiner Bruder Karl zuständig.

Karl Goldmark (1830-1915)

Karl erhielt bei Leopold Jansa Privatunterricht im Geigenspiel.  Zur gleichen Zeit war auch die spätere berühmte Violinistin Wilma Neruda Schülerin bei Jansa. Damals unternahm Karl auch seine ersten Versuche im Komponieren. Als sein Lehrer einmal zufällig ein solches Manuskript erblickte, ermutigte er Karl mit einem wohlwollenden Lächeln und meinte: „Nur immer zu!“. Karl besuchte jede Woche den Sonntagsgottesdienst in der kaiserlichen Hofkapelle. Dies war die beste Gelegenheit, um billig gute Musik hören zu können.  

 

Später wohnten Joseph und Karl in der Piaristengasse. Obwohl Karl große Fortschritte bei seinem Studium machte, musste er es nach 1 1/2 Jahren abbrechen, da sein Vater die nötigen Mittel dafür nicht mehr aufbringen konnte. Sein Bruder hatte inzwischen promoviert und trat eine Stelle als Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus an. Er bezog dort auch eine Dienstwohnung, wohin er seinen Bruder nicht mitnehmen konnte. Also mietete er für Karl ein kleines Kämmerchen in der Leopoldstadt. Joseph unterstützte seinen Bruder so gut er konnte. Er bezahlte für ihn die Zimmermiete und gab ihm von seinem Holzvorrat ab. Die Eltern schickten jede Woche mit einem Mann, der Gänse von Deutschkreutz nach Wien lieferte, einen Laib Brot und ein Säckchen Mehl, die gewaschene Wäsche und 1/3 Gulden. Das reichte gerade, um nicht zu verhungern. Blieb der Bote allerdings aus, bedeutete dies für Karl eine schlimme Zeit voll Hunger und Not. Es gab damals für Bedürftige verschiedene Hilfsanstalten. So auch die Suppenanstalt Todesco. Um dort Essen zu bekommen, musste man um eine Marke ansuchen, die man dann unentgeltlich erhielt. Anstatt selbst solche Marken zu beantragen, kaufte sie Karl anderen um Geld ab. Während dieser schweren Zeit komponierte Karl viel. Allerdings hatte er keinerlei entsprechende Ausbildung dafür und keine Ahnung von Harmonielehre oder Kontrapunkt. Seine Kompositionen schrieb er damals alle nur für die Geige.

 

Im Sommer 1847 schickte ihn sein Bruder zurück nach Deutschkreutz. Dort sollte er sich für die Abschlussprüfung der 2. Normalklasse vorbereiten und danach Technik studieren. Ende September machte sich Karl wieder auf den Weg nach Wien. In Wr. Neustadt legte er eine Zwischenstation ein und absolvierte beim dortigen Schuldirektor erfolgreich seine Prüfung. Am 1. Oktober 1847 wurde er an der Technik aufgenommen. Gleichzeitig fand er auch Aufnahme im Konservatorium. Nach einem Vorspielen, nahm ihn Josef Böhm gleich in seiner Ausbildungsklasse auf. In Harmonielehre unterrichtete ihn Gottfried Preyer. Schon bald vernachlässigte Karl sein Technikstudium und widmete sich ganz der Musik.

 

Doch seine Ausbildungszeit endete jäh mit dem Ausbruch der Märzrevolution 1848. Karls Bruder Joseph war Mitglied in der Akademischen Legion und Anhänger der Radikalen und somit stark in das Geschehen involviert. Er schickte Karl wieder nach Deutschkreutz. Doch auch dort gingen die Kämpfe nicht spurlos an der Bevölkerung vorüber. Joseph war in Wien inzwischen Reichstagsabgeordneter geworden. Im Zuge der Oktoberwirren wurde der Reichstag nach Kremsier (Mähren) verlegt und im März 1849 schließlich wieder aufgelöst. Joseph wurde bezichtigt, an der Ermordung des Kriegsministers Graf Theodor Baillet de Latour beteiligt gewesen zu sein. Er flüchtete daher wie viele andere in die Schweiz, dann über Frankreich in die USA.

 

Zwischenstationen Ödenburg und Ofen

Joseph konnte seinen Bruder nicht mehr unterstützen und die Schulen waren geschlossen. Damit gab es keine Aussicht für Karl Goldmark, in Wien bleiben zu können. Also nahm er beim Theaterorchester in Ödenburg (heutiges Sopron) eine Anstellung als erster Geiger an. Im Sommer 1849 gastierte die Theatergesellschaft in Raab (heutiges Györ). Dort geriet er in die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Ungarn. Kurz wurde er von den Kaisertreuen sogar festgenommen. Bei einer Beratschlagung was man mit ihm anfangen solle, stand von Erschießung bis Freilassung alles im Raum. Er konnte einen gewissen Major Demuth durch seine Redegewandtheit dann doch von seiner Unschuld überzeugen. Nicht zuletzt die Tatsache, dass der Major selbst Schauspieler war, rettete Karl Goldmark wahrscheinlich das Leben. Doch die Revolution hatte Karl Goldmark auch wieder arbeitslos gemacht. Erst im darauffolgenden Winter konnte er seine Stelle in Ödenburg wieder antreten. Im Sommer darauf erhielt er ein Engagement in Ofen (Budapest) Doch seine Gage linderte seine materielle Not nur geringfügig. Damals mietete er sich ein Klavier und brachte sich das Spielen selbst bei. Das funktionierte so gut, dass er dann sogar Klavierunterricht gab, womit er seine Finanzen etwas aufbessern konnte. Bei Konzerten trat er mittlerweile öfters als Geigensolist auf. Nebenbei spielte er bei Bällen oft bis 4 Uhr früh Tanzmusik.

 

Neubeginn in Wien mit Zwischenstation Pest

Karl Goldmark

Ende 1851 wurde das Theater in Ofen aufgelöst und Karl Goldmark kehrte wieder nach Wien zurück. Dort spielte er vorerst im Josefstädter Theater und einige Monate später dann im Carl-Theater unter der Direktion von Johann Nestroy. Doch die harten Jahre voll Hunger und Entbehrungen hatten seinen Körper derart geschwächt, dass er dem Siechtum verfiel. Retter in der Not war der Arzt Dr. Adolf Fischhof, ein enger Freund seines Bruders Joseph. Er nahm ihn im Spital auf und kurierte ihn aus. 1852 begann Karl die damals 7jährige Karoline Bettelheim am Klavier zu unterrichten. Sie wurde später eine berühmte Pianistin und Hofopernsängerin. Als Honorar für seine Stunden erhielt Karl Goldmark von der Familie Bettelheim ein gutes Mittagessen. Damit war zumindest für sein leibliches Wohl gesorgt.

 

1854 wurden erstmals bei einem Konzert Kompositionen von Karl Goldmark gespielt. Er selbst wurde im Stück für Violine und Klavier von seiner Schülerin Karoline Bettelheim begleitet. Karl Goldmark plante dann ein eigenes Konzert mit seinen Werken im Musikverein zu spielen. Als Mitwirkende konnte er Kollegen vom Carltheater, Mitglieder des Konservatoriums und einen Sänger der Hofoper gewinnen. Sie alle hatten sich mit Ehrenwort verpflichtet, unentgeltlich mitzumachen. Doch einen Tag vor der Aufführung am 25. Dezember 1856 fehlte das halbe Orchester bei der einzigen festgesetzten Probe. Das Konzert musste abgesagt werden. Karl Goldmark erhielt dann von einem jungen Mann, der bei einem Advokaten arbeitete, einen Tipp. Er erzählte Karl, dass sein Chef junge Talente unterstützen würde. Karl Goldmark wandte sich an ihn und nach Beibringung von entsprechenden Nachweisen, kaufte ihm dieser 50 Karten für ein Konzert ab. Damit konnte Goldmark wieder ein Konzert planen und hatte erst mal die Kosten dafür gedeckt. Das Konzert fand dann am 12. März 1857 im Musikverein statt. Die Kritiken waren damals weitgehend positiv, aber keinesfalls überschwänglich.

 

Seine ältere Schwester Johanna hatte inzwischen Moritz Friedmann geheiratet. Dieser wurde 1857 Oberkantor der jüdischen Gemeinde von Pest (Budapest). Mit der Familie seiner Schwester übersiedelten auch Karl Goldmarks Eltern nach Pest. Und auch er selbst verlegte seinen Wohnsitz kurz darauf dorthin. In seinem neuen Domizil widmete er sich ausführlich musikalischen Studien. Doch die Stadt selbst war arm an künstlerischem Leben. Deshalb beschloss Karl Goldmark wieder nach Wien zurückzukehren. Seine Reisekosten erspielte er sich am 13. April 1859 wieder mit einem eigenen Konzert im Europasaal von Pest.

 

In Wien bestritt Karl Goldmark seinen Lebensunterhalt hauptsächlich als Klavierlehrer. Er bot dann Joseph Hellmesberger, dem damaligen Konzertmeister des Hofopernorchesters, ein von ihm komponiertes Streichquartett zur Aufführung an. Dieser lehnte jedoch ab, weil es zu kurzatmig sei. Am 13 Jänner 1861 veranstaltete Karl Goldmark im Musikvereinssaal sein drittes Kompositionskonzert, wo er auch sein Streichquartett aufführte. Gespielt wurde es u.a von Hellmesberger und dessen Musikkollegen, die Goldmark gegen Honorar engagiert hatte. Ab diesem Zeitpunkt nahm Hellmesberger immer öfter Goldmarks Werke in sein Programm auf.

Karl Goldmark

Von 1862 bis ca. 1865 leitete Karl Goldmark den jüdischen Männerchor Zion, der später in „Gesangsverein Eintracht“ umbenannt wurde. Weiters betätigte er sich als Musikkritiker bei der Konstitutionellen Österr. Zeitung. In dieser Eigenschaft berichtete er auch über die ersten Konzerte von Johannes Brahms in Wien. Dies gab wahrscheinlich auch den Anstoß für seine Freundschaft mit dem Künstler, auch wenn sie nicht immer ganz unproblematisch war. Brahms war in seiner Art sehr direkt und was ihm nicht zusagte, dass tat er meist in einer sehr derben und oft auch verletzenden Art kund. Und da Brahms´ Umfeld extrem unter seinem Einfluss stand, wurden derartige Angriffe oft noch verstärkt. Doch Karl Goldmark trug ihm das nie lange nach. Auch wenn es zu monatelangen Entfremdungen kam, fanden die beiden immer wieder zueinander. So war die Beziehung zwischen Brahms und Goldmark sehr wechselhaft. Die Spanne reichte von „sehr herzlich“ über „unterkühlt“ bis zu „spröde“.

Karl Goldmark und Ignaz Brüll im Cafe Landtmann

Seine engste Freundschaft knüpfte Karl Goldmark aber in dieser Zeit zum jugendlichen Ignaz Brüll (1846-1907) und dessen Familie. Diese Verbundenheit hielt ein Leben lang. Zu Ignaz Brüll meinte Johannes Brahms einmal: „Ich liebe Goldmarks Musik nicht, aber ich schätze ihn und Sie um ihrer Tüchtigkeit willen.“ Karl Goldmark und Ignaz Brüll trafen sich später fast täglich im Cafe Landtmann, wo sie ihren Kaffee tranken und die Zeitungen lasen. Während sie stundenlang dort gemeinsam saßen, sprachen sie aber kaum miteinander. Goldmark soll auch des Öfteren dabei eingenickt sein.

 

Nachdem Karl Goldmark Anfang der 1860er Jahre sein Geigenspiel im Carl-Theater aufgab, spielte er in einem Quartett Bratsche. Diesem Quartett übergab Johannes Brahms auch sein neuestes Streichquartett zur ersten Probe.

 

Dank eines Staatsstipendiums, das Karl Goldmark 1863 bekam, konnte er sich mehr aufs Komponieren konzentrieren. Mit seiner Ouvertüre zu „Sakuntala“ schaffte er 1865 den großen Durchbruch. Ab diesem Zeitpunkt zählte er zu den musikalischen Größen Wiens. Es folgte die Oper „Die Königin von Saba“.

 

Privates

Caroline Bettelheim
Caroline Bettelheim

Spekuliert wird über eine Liebesbeziehung zwischen Karl Goldmark und Caroline Bettelheim. Trotz des großen Altersunterschiedes soll eine Eheschließung angedacht gewesen sein. Diese Pläne wurden aber dadurch zerstört, dass Karl Goldmark seine Haushälterin Maria Benel (1843-1871) schwängerte. Die gemeinsame Tochter Wilhelmine (Minna) kam am 2. Juli 1866 unehelich zur Welt. Seiner Familie verheimlichte Goldmark diese Angelegenheit vorerst. Zur Heirat mit Caroline kam es aber auch nicht. Seinem Bruder Joseph schrieb er als Erklärung: „Ich habe, obwohl mit meinem Sinn für stille Häuslichkeit wie geschaffen für die Ehe, mich nicht verheiratet, um nicht mehr erwerbstätig sein zu müssen, als meinem Kompositionszweck dienlich ist.“ Caroline Bettelheim heiratete 1867 den wesentlich älteren Großindustriellen, Handelskammerpräsidenten und Reichstagspräsidenten Julius Ritter von Gomperz (1824-1909). So wie es damals üblich und von einer verheirateten Frau erwartet wurde, zog sich Caroline mit ihrer Eheschließung von der Bühne zurück. Mit Karl Goldmark blieb sie ein Leben lang freundschaftlich verbunden. Wie die Beziehung zu Maria Benel weiterhin aussah, konnte ich leider nicht herausfinden. Karl Goldmark erwähnt sie in seiner Biographie mit keinem Wort. Sie starb mit 27 Jahren am 8. September 1871 an Lungentuberkulose. Es stellt sich die Frage, wer sich dann um die erst 5jährige Minna gekümmert hat. Goldmark ließ seine Tochter erst legitimieren, als diese bereits volljährig war. 

 

Die Königin von Saba

Bei einem Essen mit der Familie Bettelheim, erwähnte die Frau des Hauses ein Gemälde mit dem Titel „La reine de Saba“ (Die Königin von Saba). Daraufhin begann sich Karl Goldmark mit diesem Thema zu beschäftigen. Weiters soll der Oberregisseur der Wiener Hofoper beim Anblick von Caroline Bettelheim gerufen haben: „Das Mädl! Das Gesicht! Die reine Königin von Saba!“. Nicht verwunderlich ist daher auch, dass Goldmark die Titelpartie seiner Oper „die Königin von Saba“ seiner Schülerin und inzwischen großartigen Sängerin Caroline Bettelheim auf den Leib schrieb.  

 

1867 erhielt Karl Goldmark erneut ein Staatsstipendium. Auf die Auszahlung musste er allerdings jahrelang warten. Das Geld konnte er nur allzu gut gebrauchen, denn die Arbeiten zu seiner Oper gestalteten sich schwierig und langwierig. Er arbeitete das Werk unzählige Mal um, bis es schließlich nach fast 7 Jahren fertig war. 2 Jahre gingen dabei auf das Konto seines Bruders Joseph, der in dieser Zeit aus Amerika kam und ein Wiederaufnahmeverfahren zu seiner Verurteilung anstrengte. Der Prozess dauerte 2 Jahre. Zum Abschluss wurde Joseph freigesprochen und rehabilitiert. Doch während dieser Zeit blieben Karl Goldmarks Arbeiten liegen. Kurz vorher war Karls Vater, Rubin Goldmark, am 8. Juni 1868 in Pest gestorben. Er erlebte die Heimkehr seines Sohnes Joseph nicht mehr. Erst nach der Abreise seines Bruders nach Amerika, arbeitete Karl Goldmark wieder an seiner Oper weiter.

Theaterzettel der k.k. Hofoper v. 10.3.1875: Die Königin von Saba (Karl Goldmark)

Doch für das fertige Werk war der Weg auf die Bühne keineswegs geebnet. Karl Goldmark hatte den ersten und zweiten Akt bereits frühzeitig Felix Otto Dessoff (1835-1892), dem Kapellmeister der Hofoper, vorgespielt. Der damalige Direktor Franz von Dingelstedt (1814-1881) hätte die Oper wahrscheinlich sofort in sein Programm aufgenommen. Doch als die Oper 1872 endlich fertig war, bekleidete Johann von Herbeck die Position des Hofoperndirektors. Herbeck war Karl Goldmark ziemlich feindlich gesinnt und auch die Musikkritiker Eduard Hanslick und Ludwig Speidel arbeiteten gegen Goldmark. Nach einiger Zeit plante man, im Großen Musikvereinssaal ein Wohltätigkeitskonzert zu spielen.  Auch Franz Liszt, der 30 Jahre kein Konzert mehr gespielt hatte, sollte auftreten. Herbeck trat mit der Idee, auch etwas aus der „Königin von Saba“ aufzuführen, an Karl Goldmark heran. Dieser witterte aber darin eine Intrige gegen ihn. Der Einzugsmarsch, der gefordert wurde, war nicht dazu geeignet die Massen zu begeistern. Wäre das Stück durchgefallen oder auch neben Liszt nicht besonders wahrgenommen worden, wäre die ganze Oper wohl nie mehr aufgeführt worden. Goldmark lehnte daher ab. Schließlich konnte ihn der Dirigent Otto Desoff, zu dem Goldmark großes Vertrauen hatte, doch noch überreden, mitzumachen. Das Stück feierte einen großen Erfolg und Franz Liszt beglückwünschte Goldmark zu diesem Werk. Doch Hanslick schrieb in seiner Kritik: „Es ist dies das einzige Stück der Oper, das man aufführen und anhören kann.“ 

Theaterzettel der k.k. Hofoper v. 10.3.1875: Die Königin von Saba (Karl Goldmark)

In dieser Zeit durchlebte die Hofoper eine schwierige Zeit. Das Publikum blieb aus und die Kasse war notleidend. Der Obersthofmeister Konstantin Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst drängte Herbeck zur Aufführung der "Königin von Saba", aber dieser wich immer wieder aus. Schließlich reichte es dem Fürsten und er ließ sich zum Ausruf „Ich breche ihm den Hals, wenn er die Oper nicht gibt!“ hinreißen. Letztlich blieb Herbeck nichts anderes übrig, als die Oper ins Programm aufzunehmen. In der Besetzung der Premiere schienen folgende Sänger auf: Johann Nepomuk Beck (1827-1904), Amalie Materna (1844-1918), Hans FH v. Rokitanski (1835-1909), Gustav Walter (1834-1910) und Marie Wilt (1834-1891). Die Generalprobe ging gewaltig in die Hose und der Obersthofmeister forderte Goldmark auf, bis zur Aufführung restriktive Streichungen am Werk vorzunehmen. Das schien in der Kürze der Zeit unmöglich. Doch da erkrankte Marie Wilt „zum Glück“ und die Aufführung wurde um 8 Tage verschoben. Nun hatte man genügend Zeit, um die Oper entsprechend vorzubereiten. Die Uraufführung fand am 10. März 1875 in der Wiener Hofoper statt. Sie wurde bei vollem Haus mit frenetischem Applaus gefeiert.  Obwohl das Publikum begeistert war, schrieben Hanslick und Speidel vernichtende Kritiken darüber. Daher fand sich auch lange Zeit kein Verleger für das Werk. Erst ein junger Verleger, der sich selbst ein Bild gemacht hatte, kaufte die Oper dann. Und so wurde "die Königin von Saba" nach und nach in allen bedeutenden Städten aufgeführt. In Italien übernahm Goldmark selbst die Inszenierung seiner Oper, da es dort keine eigentlichen Regisseure gab. In Italien war es üblich, dass der Ballettmeister oder ein Kritiker diese Funktion übernahm. 

Anekdoten: Karl Goldmark war sehr stolz auf seine Werke. Besonders nach dem großen Erfolg seiner „Königin von Saba“ ließ er keine Gelegenheit aus, um sich als deren Schöpfer vorzustellen. Zu einer ihm fremden Dame sagte er einmal: „Erlauben Sie, Gnädigste, mein Name ist Goldmark, ich bin Komponist der Königin von Saba.“ Darauf kam die Antwort: „Sehr erfreut, ich bin die Vorleserin der Erzherzogin von Sophie.“

 

Selbst während einer Bahnfahrt gab er dem Drang nach, einer fremden Mitreisenden mitzuteilen, dass er „der Komponist der Königin von Saba“ sei. Darauf meinte die Dame: „Ach, das ist sicher ein guter Posten“.

  

Am Höhepunkt seines Schaffens

Karl Goldmark

Nachdem seine Oper international gefeiert wurde und gutes Geld einbrachte, konnte Karl Goldmark seine Tätigkeit als Klavierlehrer aufgeben und sich ganz seinem Schaffen widmen. Die Sommermonate verbrachte er immer in Gmunden am Traunsee in einer Wohnung in der Herathstraße 15. Den Rest des Jahres war er in Wien oder auf Reisen. Wie innig die Beziehung zu seinen Vermietern Franziska und Heinrich Haidinger in Gmunden war und wie verbunden sie sich ihm fühlten, zeigte sich in deren Testament. Sie verfügten nämlich, dass die Erben dafür zu sorgen hätten, dass Goldmark bis an sein Lebensende seine Mietwohnung unverändert weiter nutzen könne. Nach seinem Tod solle die Wohnung als Goldmark-Museum weiterbestehen. Der 2. Teil der Verfügung wurde scheinbar aber nie umgesetzt.

 

Karl Goldmark war ein wichtiger und bedeutender Teil der Wiener Musikszene geworden. Mit vielen Künstlern der damaligen Zeit war er freundschaftlich verbunden. Dies stellt auch ein überdimensionales Bild im Goldmark-Museum in Deutschkreutz dar. Darauf ist eine Gesellschaft bei Johann Strauss Sohn abgebildet. Goldmark war dort oft zu Gast. Karl Goldmark  sitzt hier umgeben (v. links nach rechts) vom Maler Joseph Fux, dem Komponisten Johannes Brahms, dem Theaterkritiker Max Kalbeck, Adele und Johann Strauss Sohn und Adeles Tochter Alice Strauss-Epstein, dem Pianisten und Komponisten Alfred Grünfeld, der Opernsängerin Irene von Chavanne, dem Bildhauer Victor Tilgner, dem Kunstsammler und Finanzier Josef Simon und seiner Frau Louise und dem Maler Eugen Felix.  

ein Abend bei Johann Strauß (Sohn) mit Karl Golmark

Karl Goldmark verehrte auch Richard Wagner und dessen Musik. 1873 gehörte Goldmark zu den Gründungsmitgliedern des „Wiener Akademischen Wagner-Vereins“.

 

Am 10. März 1875 starb Karl Goldmarks Mutter in Pest. Am 18. April 1881 musste er dann den Tod seines Halbbruders Joseph beweinen, der in Amerika gestorben war. Karl reiste nie nach Amerika, obwohl drei seiner Brüder und eine Schwester dorthin ausgewandert waren.

 

Im Frühling 1881 unternahm Karl Goldmark zusammen mit Theodor Billroth und Johannes Brahms eine Reise nach Rom. Es sollte dort seine Oper aufgeführt werden. Doch das Unternehmen verzögerte sich um fast ein Jahr. Karl nutzte die Reise, um sich Rom und ihre Kunst näher zu betrachten. 

 

Karl Goldmark schuf insgesamt 7 Opern, 2 Sinfonien, ein Violinkonzert und eine große Anzahl von Liedern, Klavier-, Kammer- und Chormusik. Darunter sind z.B. „das Heimchen am Herd“, „Götz von Berlichingen“, „ein Wintermärchen“ oder „Ländliche Hochzeit“. Sein größter Erfolg blieb aber „die Königin von Saba“.  Mein persönliches Lieblingswerk von ihm ist „Im Frühling“

Karl Goldmark

Einige Werke Goldmarks wurden auch unter Gustav Mahler in der Hofoper aufgeführt. Dies, obwohl Mahler ein etwas unterkühltes Verhältnis zu Goldmark hatte. Der Grund lag darin, dass Goldmark 1878 und 1881 als Jurymitglied zur Verleihung des „Beethoven-Preises“ nicht Mahler, sondern Robert Fuchs bzw. Victor von Herzfeld den Preis zugesprochen hatte. Später weigerte sich Mahler sogar, Goldmarks neue Opern aufzuführen. Mit ein Grund war aber sicher auch der steigende Antisemitismus in Wien. Kaiser Franz Joseph lehnte diese Haltung ab. Als man versuchte, die Aufführung einer Goldmark-Oper in Wien zu verhindern, meinte der Kaiser : „Wenn die Oper gut ist, soll sie auch aufgeführt werden."

 

1890 suchte Karl Goldmark beim Kaiser darum an, seine mittlerweile 24jährige Tochter Minna zu legitimieren. Der Bitte wurde Folge geleistet. Sie erhielt dadurch nicht nur Goldmarks Namen, sondern auch ihr Status verbesserte sich damit erheblich. 1892 heiratete sie den Bildhauer Ernst Hegenbarth (1867-1944).

 

Goldmark wohnte zuletzt mit seiner Tochter und deren Familie in Wien in der Josef-Gall-Gasse 5 im Pratercottage.

Festessen zu Ehren v. Karl Goldmark anl. seines 70. Geburtstages am 18.5.1900 in Gmunden

Kurz vor seinem 70. Geburtstag war Karl Goldmark schwer krank, erholte sich nur langsam und kurierte sich dann bei einer Kur in Abbazia (Opatija) und einem Erholungsurlaub in Gmunden aus. Rechtzeitig zu seinem runden Geburtstag war er dann wieder gesund und wurde gebührend gefeiert. In Gmunden veranstaltete der Großindustrielle Victor von Miller-Aicholz im Hotel Schiff ein großes Bankett zu Ehren des Jubilars. Viele von Karls Freunden fanden sich dort ein. Als Geschenk überbrachten sie ihm eine Erinnerungsmedaille, die sie von Anton Scharff prägen hatten lassen. Außerdem überreichten sie dem Geburtstagkind eine entsprechende Widmungsurkunde.

 

Der Wr. Tonkünstlerverein ernannte Karl anlässlich seines Jubiläums zum Ehrenmitglied. Im Rahmen einer entsprechenden Feier spielte Ignaz Brüll Kompositionen Goldmarks. Unter den Gästen befanden sich u.a. Hanna von Liechtenstein und seine ehemalige Schülerin Karoline Gomperz- Bettelheim.

 

Man bezeichnete Goldmark damals als den größten lebenden Tondichter Österreich-Ungarns. Er war aber auch für diverse Zeitungen schriftstellerisch tätig. Ebenso engagierte er sich für einige Vereine, u.a. war er Sekretär der Österr. Gesellschaft der Friedensfreunde.

Karl Goldmark

Im letzten Drittel seines Lebens wurde Karl Goldmark mit Auszeichnungen nur so überhäuft. Er erhielt:

  • 1887 das Ritterkreuz des Leopold Ordens
  • 1900 die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft der Musikfreunde 
  • 1906 die Ehrenpräsidentschaft des Wiener Tonkünstler-Vereins
  • 1910 das Ehrendoktorat der Universität Budapest
  • und das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst  
  • und die Ehrenmitgliedschaft des Wiener Männergesang-Vereins
  • und die Ehrenmitgliedschaft der Autorengesellschaft
  • und die Ehrenmitgliedschaft der Academia di Santa Cecilia in Rom
  • 1914 die Ehrenmitgliedschaft der Acadamie für Musik und darstellende Kunst Wien

1909 wurde in seinem Beisein an seinem Geburtshaus in Keszthely eine Gedenktafel angebracht. 1910 begann Karl Goldmark seine Memoiren niederzuschreiben, die allerdings unvollendet blieben.  In diesem Jahr feierte der Künstler seinen 80. Geburtstag. Es wurden zahlreiche Konzerte und Feiern gegeben, bei denen der große Musiker geehrt wurde. Auch in der Wiener Hofoper spielte man eine ganze Woche lang mehrere Werke Goldmarks. Bei dieser Gelegenheit wurde auch sein „Götz von Berlichingen“ erstmals in Wien gegeben. Der Kaiser verlieh ihm das österr.-ungarische Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft.  Nur die Gemeinde Wien fehlte unter den Gratulanten. Daher stelle ein Gemeinderat an den Bürgermeister Dr. Josef Neumayer eine entsprechende Anfrage Als er im Oktober noch immer keine Antwort erhalten hatte, wurde der Gemeinderat abermals lästig. Diesmal bekam er die Antwort, dass die k.k. Polizeidirektion der Meinung sei, dass Karl Goldmark nicht 1830, sondern 1832 geboren sei. Daher konnte man ihm auch nicht zum 80. Geburtstag gratulieren, da er ja gar noch nicht so alt sei! Dessen ungeachtet, erhielt Karl Goldmark im Mai 1910 über 1000 Briefe und Telegramme mit den herzlichsten Glückwünschen zu seinem 80. Geburtstag. Am 11. Juni 1910 stellt der Gmundner Theaterdirektor Hans Claar das Saisontheater für eine "Goldmarkfeier" zur Verfügung, die von der k. k. Gesellschaft der Musikfreunde Wien anlässlich des 80. Geburtstags des Komponisten  ausgerichtet wurde.

 

Anekdote: Während eines Spaziergangs mit Josef Hellmesberger Jun. meinte Karl Goldmark: „Wenn ich einmal gestorben bin, wird man an diesem Haus eine Tafel anbringen…“ Darauf Hellmesberger: „Ja, und darauf wird stehen: Zu verkaufen!“

 

Karl Goldmark war auch im reifen Alter von 84 Jahren noch rüstig und arbeitete an einem neuen Werk. Er ging täglich im Prater spazieren und besuchte auch regelmäßig Theater- und Opernvorstellungen. Noch 2 Monate vor seinem Tod machte er der Gemeinde Gmunden 1.000 Kronen zum Geschenk. Damit sollten durch den Krieg in not geratene Familien unterstützt werden. Den gleichen Betrag spendete er der Fürsorgeaktion des Wiener Tonkünstlervereins. 

 

Tod und letzte Ruhestätte

Totenbildnis von Karl Goldmark

Karl Goldmark litt bereits längere Zeit an Prostatakrebs. Doch sein Tod am 2. Jänner 1915 kam dennoch überraschend.

 

Karl Goldmark war seit Jahren bei Dr. Frisch in Behandlung gewesen. Zu Weihnachten kam eine leichte Verdauungsstörung zu seinem Leiden hinzu. Er wurde ohnmächtig und man brachte ihn zu Bett. Sein Leiden verschlimmerte sich und es traten heftige Blutungen auf, die sich nicht stillen ließen. Da Dr. Frisch selbst erkrankt war, vertrat ihn Dr. Julius Fürth, der auch noch Prof. Dr. Otto Zuckerkandl hinzuzog. Trotz der ärztlichen Mühe wurde Goldmark durch den großen Blutverlust immer schwächer, verfiel in Agonie und verstarb am Nachmittag des 2. Jänner 1915 in seiner Wohnung im 2. Bezirk in der Josef Gall-Gasse. An seinem Sterbebett weilten seine Tochter und ihr Ehemann, der Bildhauer Hegenbarth sowie sein Neffe, der Musikschriftsteller Ludwig Karpat.

Parte Dr. Karl Goldmark

Zwei Tage später fand das Begräbnis statt. Der Leichnam wurde in einem Metallsarg im Trauerhaus aufgebahrt. Dort konnte man vom großen Künstler Abschied nehmen. Um 11 Uhr vormittags wurde der Tote dann in einem Trauerkondukt mit einem 4spännigen Galawagen ins Musikvereinsgebäude gebracht, wo eine Trauerfeier stattfand. Im Anschluss brachte man die sterbliche Hülle Goldmarks zum Zentralfriedhof, wo bei der Zeremonienhalle der israelitischen Abteilung bei Tor 1 die eigentliche Trauerfeier zelebriert wurde und der Rabbiner Dr. Max Grundwald eine Trauerrede hielt. Danach fand die Bestattung in einem Ehrengrab statt, das die israelitische Kultusgemeinde dem großen Musiker gewidmet hatte. Es hat heute den Status eines Ehrengrabes der Gemeinde Wien. Goldmarks letzte Ruhestätte befindet sich in der Zeremonienallee der israelitischen Abteilung des Zentralfriedhofs (52A/1/13) in der Nähe von Tor 11. Das Grabmal gestaltete Karls Schwiegersohn Ernst Hegenbarth. Goldmarks Familie wollte eigentlich ein schlichtes und einfaches Begräbnis ausrichten, aber die israelitische Kultusgemeinde ließ es sich nicht nehmen und richtete ein Ehrenbegräbnis auf ihre Kosten aus. 

Posthume Ehrungen

Ende 1919 wurde in Ober-St.Veit die Amalienstraße in Goldmarkstraße umbenannt. Anfang 1922 erfolgte eine Rückumbenennung. Als Ersatz wurde der Goldmarkplatz nach dem Komponisten benannt. In der Zeit des Nationalsozialismus trug er von Dezember 1938 bis April 1945 den Namen „Walter-Flex-Platz“.

Anlässlich Karl Goldmarks 100. Geburtstag im Jahr 1930, brachte man an seinem Wohn- und Sterbehaus in der Josef-Gall-Gasse 5. im 2. Wiener Gemeindebezirk eine Gedenktafel an. 1938 wurde die Erinnerungstafel  von den Nazis entfernt und erst seit dem Jahr 1960 erinnert dort wieder eine entsprechende Tafel an den großen Meister. In diesem Haus wohnte übrigens von 1912-1916 auch Elias Canetti

 

1980 kaufte die Gemeinde Deutschkreutz das ehemalige Wohnhaus der Goldmarks in Deutschkreutz. In den Jahren 2006-2007 wurde es saniert und zu einem Museum umgestaltet. 

Goldmark-Museum in Deutschkreutz

Ich kann einen Besuch des Goldmark-Museums in Deutschkreutz nur wärmstens empfehlen! Das Besondere ist, dass man täglich zwischen 09:00 und 20:00 Uhr die Ausstellung besuchen kann. Und das Ganze ohne Personal. Mit jeder beliebigen Chipkarte kann man die Tür öffnen. Danach aktiviert ein Bewegungsmelder die Lichtanlage und eine Videoüberwachung. Beim Verlassen des Gebäudes wird dieses wieder automatisch verriegelt. Der Besuch ist außerdem gratis. Als ich an einem heißen Sonntag dort war, hat die Türöffnung nicht funktioniert. Da ich aber nicht so schnell aufgeben wollte, suchte ich in der nähren Umgebung eine Lösung. Dabei habe ich so viel Hilfsbereitschaft erfahren, wie man sie nur selten findet. Ein herzliches Dankeschön u. a. an den ehemaligen Bürgermeister Manfred Kölly, der, obwohl er gerade seinen 70. Geburtstag feierte, alle Hebel in Bewegung setzte, so dass ich doch noch zu meinem Kulturgenuss kam. 

 

Familienmitglieder

die Familie von Karl Goldmark ist riesig, daher würde es den Rahmen sprengen hier über alle zu berichten. Viele Mitglieder dieser Familie haben ein beachtenswertes Leben geführt. Ich greife hier nur einige heraus, damit man sich ein Bild von den Goldmarks machen kann.

 

==> Karls Tochter Wilhelmine (Minna) (1866-1945) ging 1866 aus einer Liaison mit seiner Haushälterin Maria Benel (1843-1871) hervor. Über die Beziehung von Karl und Maria konnte ich leider nichts herausfinden. Wilhelmine wurde als uneheliches Kind geboren und vorerst vor der Großfamilie Goldmark geheim gehalten. Später setzte sich Karl Goldmark aber sehr für seine Tochter ein. Er erwirkte beim Kaiser, dass sie legitimiert wurde. Allerdings war sie zu diesem Zeitpunkt bereits 24 Jahre alt. Vermutlich erhielt sie damit auch den Namen ihres Vaters. Kurze Zeit später ehelichte sie Ernst Hegenbarth (1867-1944). Die beiden hatten 2 Kinder. Ihr Sohn Karl Hegenbarth (1893-1914) fiel noch zu Lebzeiten seines Großvaters, Karl Goldmark, auf dem Schlachtfeld in Serbien.  

Grabmal des k.k. Hoftischlers J.W. Müller am Zentralfriedhof Wien

Ernst Hegenbarth war Bildhauer. Er schuf erfolgreich großformatige Bauplastiken und war Mitarbeiter des Bildhauers Theodor Friedl. Weiters führte er zahlreiche Arbeiten für die Theaterbauarchitekten Fellner und Helmer aus. Er ist z.B. auch Schöpfer zahlreicher Grabdenkmäler, wovon viele davon leider nicht mehr erhalten sind. Heute noch zu sehen ist am Wr. Zentralfriedhof des Grabmals des k.k. Hoftischlers J.W. Müller (47B/G2/2). Dies ist vor allem wegen seiner männlichen Trauerfigur sehr bemerkenswert.  Und er ist auch der Schöpfer des Grabmals seines Schwiegervaters Karl Goldmark. 

 

1907 trat Ernst Hegenbarth der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens bei, 1908 erhielt er die goldene Staatsmedaille. Vorerst genoss er noch großes Ansehen und wurde vielfach ausgezeichnet. Nach dem Anschluss Österreichs wurde er wegen seiner Ehe mit einer Jüdin allerdings aus dem Künstlerhaus ausgeschlossen. Dies war dann aber nur eine von vielen Anfeindungen, die seine Berufstätigkeit enorm einschränkten. Der damalige Präsident des Künstlerhaues, Rudolf Eisenmenger, setzte sich für Ernst Hegenbarth ein. Das führte dazu, dass Hegenbarth doch noch in die Reichskulturkammer aufgenommen wurde. Er starb aber bald danach, am 14.6.1944 völlig verarmt. Bestattet wurde er am Wiener Zentralfriedhof. Das Grab befindet sich in der Gruppe 31B/1/21, ganz in der Nähe von Tor 2. Ende des darauffolgenden Jahres starb auch Wilhelmine. Ihre letzte Ruhestätte fand sie, wie auch ihre Tochter Franziska (1899-1993), im Grab ihres Mannes am Zentralfriedhof.

 ==> Karls Halbbruder Joseph (1819-1881) hatte eine Zeitlang sicherlich die intensivste Beziehung zu Karl. Während Joseph in Wien Medizin studierte, wohnte Karl bei ihm und wurde von ihm unterstützt und gefördert. 

Joseph Goldmark

1848 schloss sich Joseph nicht nur der Revolution an, sondern wurde einer ihrer Führer. Ein Mitstreiter und Freund Josephs war z.B. Adolf Fischhof, der u.a. für die Emanzipation der Juden kämpfte. Kurzzeitig konnten die Revolutionäre auch diverse Rechte erkämpfen. Joseph wurde damals sogar als Abgeordneter in den Reichstag gewählt. Dieser wurde im Oktober 1848 nach Kremsier verlegt, im darauffolgenden März allerdings wieder aufgelöst. Nach der Niederschlagung der Revolution wurde Joseph Goldmark beschuldigt, an der Ermordung des Kriegsministers Graf Theodor Baillet de Latour beteiligt gewesen zu sein. In Abwesenheit wurde Joseph Goldmark zum Tode verurteilt. Er war inzwischen geflüchtet und emigrierte über einige andere Staaten in die USA. Dort ließ er sich in New York nieder.

 

Bereits in Wien hatte sich Joseph Goldmark intensiv mit Chemie beschäftigt und dabei das rote Phosphor entdeckt. Es gibt einen Streit darüber, ob er oder Anton Schrötter von Kristelli der erste Entdecker war. Vermutlich vergas man (vielleicht sogar absichtlich) Joseph Goldmark nach seiner Auswanderung. Aber in den USA nutze er sein Wissen gewinnbringend. In der ersten Zeit arbeitete Joseph Goldmark als Arzt, 1859 gründete er dann in Brooklyn eine Zündhütchenfabrik, mit der er während des Sezessionskriegs (1861-1865) ein Vermögen erwirtschaftete.

Karikatur über Joseph Goldmark

1856 heiratete er Regine Rozine Wehle (1835-1924), die aus einer wohlhabenden jüdischen Familie aus Prag stammte. Die beiden bekamen mindestens 11 Kinder. Einige von ihnen verdienen es hier besonders hervorgehoben zu werden.

 

Karl und Joseph hatten 20 Jahre lang keinen Kontakt zueinander. 1868 erwirkte Joseph eine Wiederaufnahme des Strafverfahrens gegen ihn. Es wurde ihm, bis zu einem ev. neuerlichen Schuldspruch, freies Geleit in Österreich zugesichert. Joseph kam daher für die Dauer des Prozesses nach Wien. Karl Goldmark holte ihn vom Bahnhof ab und erkannte ihn fast nicht mehr wieder. Im Gerichtsverfahren konnten u.a. die Zeugen Dr. Fischhof und der ehemalige Ministerpräsident Freiherr Anton von Doblhoff-Dier glaubhaft machen, dass Goldmark weder einen Aufruf zum Verbrechen, noch selbst ein solches begangen hatte. Vielmehr wurde 

Grab Joseph Goldmark in USA

klar, dass Goldmark sogar besänftigend auf die aufgebrachten Volksmassen eingewirkt hatte. Der damalige Minister Freiherr von Doblhoff-Dier bestätigte, dass ihm Goldmark und Dr. Fischhof das Leben gerettet hätten. Der Prozess endete mit dem Freispruch für Joseph Goldmark wegen Mangel des Tatbestandes. 

 

Joseph kehrte danach wieder in die USA zurück. Dort blieb er Zeit seines Lebens politisch aktiv. Er starb am 18. April 1881 in Brooklyn, wo er auch begraben wurde. Auf seinem Grabstein ist zu lesen: „One of those, whose voice rouses the nations“ (einer jener, deren Stimme die Nationen aufrüttelte) 

 

==> Josephs Nachkommen:

Henry Goldmark

Joseph Goldmarks ältester Sohn war Henry Goldmark (1857-1941). Er war ein US-amerikanischer Ingenieur. Als solcher verwendete er als einer der ersten Stahlkonstruktionen im Brückenbau.  Er entwarf und installierte u.a. die Schleusen des Panamakanals

Henry Goldmark starb am 15. Januar 1941 in New York, nachdem ihn in der Nacht zuvor ein Auto angefahren hatte. 

Felix Adler

Josephs Tochter Helen Goldmark (1859-1948) heiratete den aus Deutschland stammenden Felix Adler (1851-1933). Er war Professor für hebräische und orientalische Literatur an der Cornell University. 1876 gründete er in New York die „Society for Ethical Culture“. Helen engagierte sich in der ethischen Kulturbewegung und half ihrem Mann in New York die ersten Mustermietskasernen sowie den ersten kostenlosen Kindergarten in Amerika zu errichten. Felix Adler rief 1877 auch die älteste Klinik der Stadt ins Leben. Dort beteiligte sich Helen am Besuchsdienst der Krankenschwestern bei den Armen. Helen ließ u.a. Milch für Mietshausbabys in einer Laborabteilung sicher abfüllen und trug damit wesentlich zur Senkung der Säuglingssterblichkeit in New York bei.

 

Josephs Tochter Christine Goldmark (*1861) war die Ehefrau von Adolphe Openhym (1853-1883). Die wohlhabende Familie betrieb einen Seidengroßhandel in New York. Adolphe verübte am 30.3.1883 vermutlich Selbstmord. Er soll von der High Bridge in den Harlem River gesprungen sein.

 

Louis Brandeis

Josephs Tochter Alice Goldmark (1866-1945) hatte wie viele ihrer Geschwister die rebellischen Gene ihres Vaters geerbt. Sie engagierte sich als Aktivistin für die Gleichberechtigung. Sie war Gründungsmitglied des „Woman's City Club of Boston“ und der “Massachusetts League for Peace and Freedom”. Weiters fungierte sie als Vorsitzende der „National Community Center Association“. Jahrelang setzte sie sich für öffentliche Schulen ein. 

Ihr Ehemann Louis Brandeis (1856-1941) war ihr Cousin 2. Grades und der erste jüdische Höchstrichter am Supreme Court Amerikas. Gemeinsam mit ihm unterstützte Alice eine Vielzahl sozialer Projekte. Alice übersetzte auch die "Erinnerungen" ihres Onkels Karl Goldmark ins Englische.

Pauline Goldmark

Josephs Tochter Pauline Goldmark (1874-1962) war eine Sozialreformerin, die sich auf die Lohngleichheit und die gesundheitlichen Aspekte der Frauenarbeit konzentrierte. Sie war Vorstandsmitglied der „Consumers' League of New York“ und vierzig Jahre lang im Vorstand der „National Consumers League“. Während des Ersten Weltkriegs war sie Sekretärin der „Kommission für Frauen in der Industrie des US-Arbeitsministeriums“ und Leiterin der „Women's Service Section der United States Railway Administration“. Sie war stellvertretende Forschungsdirektorin der "Russell Sage Foundation" und beriet nach 1919 bei AT&T über die Arbeitsbedingungen von Frauen.

Josephine Goldmark

Die jüngste Tochter Joseph Goldmarks war Josephine Goldmark (1877-1950). Sie legte den Grundstein für die Umgestaltung des amerikanischen Arbeitsrechts. Nach einer kurzen Lehrtätigkeit an der Barnard University schloss sie sich ihrer Schwester Pauline bei der „National Consumers' League“ an und sammelte Daten über die herrschenden Arbeitsbedingungen. Als Folge der Untersuchungen leitete sie entsprechende Gesetzesreformen ein. Unterstützt wurde sie dabei von ihrem Schwager und Richter Louis Brandeis.  Josephine Goldmark schrieb zahlreiche Bücher und trug wesentlich zur Abschaffung der Kinderarbeit und Einführung des Mindestlohnes in Amerika bei. Sie blieb ledig und wohnte die letzten Jahre ihres Lebens bei ihrer Schwester Pauline

 

==> Johanna Goldmark (1827-1911) war Karl Goldmarks ältere Schwester. Sie heiratete Moritz Friedmann, der in Ödenburg Hilfskantor und Hebräischlehrer in einer nahegelegenen Gemeinde war.  1857 wurde er zum Oberkantor in Budapest ernannt. Dort leitete er mit einem großen Chor Gottesdienste und vertonte Psalmen und Gebete für Solo und Chor. Gemeinsam mit Johanna und Moritz übersiedelten auch Johannas Eltern nach Budapest. Johanna und Moritz Friedmann lebten bis zu ihrem Tod in Budapest und sind auch dort begraben.

Aus der Ehe von Johanna und Moritz gingen 9 Kinder hervor. Zwei von ihnen: Rudolf (1872-1918) und Ludwig (1866-1936) änderten im Zuge ihrer Konvertierung zum Christentum ihren Namen in  „Kárpát“. 

Ludwig Karpath

Ludwig ließ die Schreibweise später in "Karpath" ändern. Ludwig Karpath studierte am Budapester Konservatorium Geige, Komposition und Musikgeschichte und wollte Opernsänger werden. Er ging ca. 1885 nach Wien und unternahm mit dem Wiener Männergesangsverein eine Amerikareise.  Danach arbeitete er für das „Neue Wiener Tagblatt“ als Musikreferent. Aber auch für andere Zeitungen war er als Musikkritiker tätig. Ab 1932 war er Konsulent für musikalische Angelegenheiten in der Bundestheaterverwaltung. Er förderte selbstlos aufstrebende Talente. Verdienste erwarb er sich um die Verstaatlichung des Konservatoriums, die Gründung der Volksoper und die Erbauung des Konzerthauses. Ausgezeichnet wurde er u.a. mit den Titeln Hofrat (1926) und Professor, dem Ehrenring der Stadt Wien (1936), dem Offizierskreuz des österr. Verdienstordens und dem Ritterkreuz des schwedischen Wasaordens. 

 

Ludwig Karpath war mit zahlreichen Komponisten, wie Johannes Brahms, Pietro Mascagni, Giacomo Puccini, Gustav Mahler und dessen Frau Alma, Max Reger und Siegfried und Cosima Wagner und natürlich auch mit seinem Onkel Karl Goldmark befreundet. Er schrieb mehrere Bücher, in denen er sich mit diesen Persönlichkeiten auseinandersetzte. Als Gourmet gab er auch Kochbücher heraus. Eine Auswahl davon sind „Jedermann seine eigene Köchin“,  „Österreich tafelt“ oder  Kalbsschnitzel "Casa Mahler".

Richard Strauss widmete Ludwig Karpath 1924 sein Ballett Schlagobers:

Grab v. Ludwig Karpath am Wr. Zentralfriedhof

 

Ludwig Karpath starb am 8. September 1936 in Wien. 2 Tage später wurde er in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 30D/1/170) beigesetzt. Das ist ganz in der Nähe von Tor 2. 

 

Die Inschrift auf seinem Grabstein hatte er testamentarisch festgelegt: „Ein Mann, der immer nur das Beste gewollt hat.“

 

 

Dr. Leo Goldmark

==> der jüngere Bruder Karl Goldmarks, Dr. Leo Goldmark (1839-1927) war Kantor und Lehrer der Kultusgemeinde in Goltsch-Jenikau in Böhmen. Dort erlebte er 1866 unmittelbar die Schlacht bei Königsgrätz mit. Sein Vater Rubin Goldmark forderte ihn mehrfach auf, die Gegend zu verlassen. Das tat er schließlich auch und emigrierte mit Hilfe seines Halbbruders Joseph in die USA. Dort arbeitete er vorerst in der Fabrik seines Bruders. Nach einiger Zeit machte er sich als als Rechtsanwalt selbständig. Er beeinflusste auch maßgeblich das Musikleben New Yorks. Mit seiner Agentur „Goldmark & Conried“ holte er viele deutsche Künstler und Bühnenwerke nach Amerika. Verheiratet war er mit Augusta Stern (1848-1891) und Emma Bruel

Rubin Goldmark

Aus der ersten Ehe stammen 3 Söhne. Der älteste war Rubin Goldmark (1872-1936). Im Haus seines Vaters kam er schon sehr früh mit Musik und vielen Künstlern in Berührung. Er erhielt Klavierunterricht am College von New York. Mit 17 Jahren zog er 1889 zu seinem Onkel Karl Goldmark nach Wien (1889–1891). Dort studierte er am Konservatorium Klavier und Komposition. Nach knapp 2 Jahren kehrte er wieder nach New York zurück, wo er seine Klavierstudien fortsetzte. Als Antonín Dvořák nach Amerika kam, wurde Rubin Goldmark sein erster Kompositionsschüler. Ab 1893 unterrichtete Goldmark dann am National Conservatory of Music Klavier und Theorie. Neben seinen Vorlesungen und dem Komponieren unterrichtete Rubin Goldmark auch Privatschüler. Darunter waren Aaron Copland und George Gershwin

 

==>> ebenfalls ein jüngerer Bruder von Karl Goldmark war Ignaz Goldmark (1848-Ä) Er lebte mit seiner Frau Hermine Bergl und seinen 3 Kindern in Budapest. 

Peter Carl Goldmark (1906-1977)

Deren Enkel Peter Carl Goldmark (1906-1977) war der Sohn ihres ältesten Sohnes Sándor (Alexander). Er zog nach der Scheidung seiner Eltern mit seiner Mutter nach Wien und studierte auch dort. Nach seinem Abschluss ging er nach England, wo er als TV-Ingenieur arbeitete. 1933 übersiedelte er nach New York. Dort war er als Berater für zahlreiche Fernseh- und Radioanstalten tätig und nahm schließlich eine Stelle als leitender Ingenieur an.  1948 erfand Peter Carl Goldmark die Langspielplatte aus Kunststoff, die bald darauf die Schellackplatte ablöste. Auf ihn gehen auch die ersten  Übertragungen von Farbfernsehen im Jahr 1940 zurück. Weiters war er an der Entwicklung des Fotokopierers, der Audio-Kassette und des Videorecorders beteiligt. 

 

==> Auch der jüngste Bruder von Karl Goldmark, Adolph Goldmark (1850-1915), emigriere nach Amerika. Vorerst arbeitete er im Unternehmen seines Halbbruders Joseph. Dann baute er ein eigenes florierendes Handelsunternehmen auf, das er mit seinen Söhnen betrieb. Seine Firma "Goldmark & Sons Corp." „spezialisierte sich auf den Import und Export von Lebensmitteln. 


Bildquellen:

  • Rubin Goldmark: Geni
  • Marie Goldmark geb. Krausz: Geni
  • Karl Goldmark: Wienbibliothek digital, 1875, CC BY-NC-ND 4.0 
  • Karl Goldmark: Fotografie Josef Löwy, ONB digital
  • Karl Goldmark: ONB digital
  • Karl Goldmark: ONB digital
  • Goldmark und Brüll im Cafehaus: Illustr. Wr. Extrablatt v. 18. Mai 1910, Seite 12: Anno ONB
  • Caroline Bettelheim: Miethke & Wawra (Kunsthandel), Opernsängerin, um 1880–1890 fraglich, Wien Museum Inv.-Nr. 102040/42, CC0 
  • Theaterzettel "Die Königin von Saba": Wikipedia gemeinfrei
  • Theaterzettel "Die Königin von Saba": Theaterzettel der Uraufführung in der Wiener Hofoper. Fotografische Reproduktion, 10.3.1875, ONB digital
  • Karl Goldmark: Carl Jagerspacher (Fotograf), Karl Goldmark (1830-1915), Komponist, Musiklehrer, Geiger (rückseitig eigenhändige Widmung an Ludwig Koch), 1897 (Gebrauch), Wien Museum Inv.-Nr. 77546/31, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/559182/)
  • Gemälde "Ein Abend bei Johann Strauss" im Goldmark-Museum Deutschkreutz: © Karin Kiradi
  • Karl Goldmark: Fotografie Ludwig Grillich, 1892, Der Komponist in seinem Heim in Wien 9, Alserstraße 8, ONB digital
  • Bildnis auf einer Einladung anlässlich eines Festessens zu Ehren seines 70. Geburtstages in Gmunden, am 18.5.1900. Wien: ÖNB: Hss.-Slg: Autogr. 485/4, 4. Beilage. Fotografische Reproduktion, ONB digital
  • Karl Goldmark: Fotografie Ferdinand Schmutzer, 1902, ONB digital
  • Sterbebild Karl Goldmark: © Karin Kiradi
  • Parte Karl Goldmark: Geni
  • 2 Bilder v. Grab Karl Goldmarks: © Karin Kiradi
  • Grab Karl Goldmarks ca. 1920, ONB digital
  • Sterbehaus Karl Goldmarks und dort angebrachte Gedenktafel: © DI Gerald Edelmann
  • Goldmarkhaus in Deutschkreutz und dortige Gedenktafel: © Karin Kiradi
  • im Museum Deutschkreutz: © Karin Kiradi
  • Grab J.W.Müller am Zentralfriedhof: © Karin Kiradi
  • Parte Ernst Hegenbarth: Wienbibliothek digital
  • Grab Hegenbarth: © Karin Kiradi
  • Dr. Joseph Goldmark: Josef Wildhack (Künstler), Joseph Goldmark, 1848er Revolutionär, 1848, Wien Museum Inv.-Nr. 94457, CC BY 4.0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/556615/)
  • Karikatur Joseph Goldmark: Carl von Stur (Künstler), "Das ist dieser Dr. Goldmark, welcher .....", 1868, Wien Museum Inv.-Nr. W 2245, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/365532/)
  • Grab Joseph Goldmarks in USA: Geni
  • Henry Goldmark: Bibliothek des Kongresses National Photo Company Collection 1922 LCCN 2016846517 tif # 28,161 / 35,621, gemeinfrei - Wikimedia
  • Felix Adler: Wikipedia, gemeinfrei
  • Louis Brandeis: Wikipedia, gemeinfrei
  • Pauline Goldmark: Wikipedia, gemeinfrei 
  • Josephine Goldmark: Wikipedia, gemeinfrei
  • Parte Johanna Friedmann geb. Goldmark: Geni
  • Parte Moriz Friedmann: Geni
  • Ludwig Karpath: Photo Fayer-Wien, Bildnis Album zur Beethoven-Zentenar Feier. Wien, März 1927, Musiksammlung der ÖNB unter der Signatur 580555-F.MUS, ÖNB digital
  • Dr. Leo Goldmark: Geni
  • Rubin Goldmark Jun.: Wikipedia, gemeinfrei
  • Peter Carl Goldmark: Wikipedia, gemeinfrei

Quellen:

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Kommentare: 2
  • #1

    Heinz Knisch (Samstag, 26 Oktober 2024 20:02)

    Liebe Karin!
    Es ist für mich jedesmal ein Freude und vor allem von großem Interesse, Ihre Dokumentationen zu lesen, die Sie stets akribisch und umfangreich für uns Leserinnen und Leser gestalten. Mir ist es ein Rätsel, wie Sie es schaffen, alle diese Informationen, Dokumente und Querverweise zu bekommen, wobei der Zeitaufwand ebenso erwähnt werden muss. Ihre Beiträge sind immer äußerst interessant und alles andere als nur oberflächlich; was Sie jedoch mit diesem Beitrag geschaffen haben, ist die Krönung ihrer bisherigen Tätigkeit. Ich kann mich nur bewundernd bedanken und freue mich jetzt schon wieder auf den nächsten Artikel.
    Nochmals allerherzlichsten Dank und - mit der grenzenlose Anerkennung!
    Heinz K.

  • #2

    Ronny Böhmer (Samstag, 26 Oktober 2024 23:14)

    Alle Achtung, liebe Karin, du hast dich wieder selbst übertroffen.
    Würde man das Leben des Karl Goldmark, wie von dir beschrieben, verfilmen, entstünde eine Story, die gleichermaßen spannend wie auch unglaublich wirkt.
    Chapeau!